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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 420 / 19.11.1998

Folgende Hinweise hat die Belegschaftszeitung KOLLEGEN von DAIMLER INFORMIEREN Ende November 1997 veröffentlicht

Rückkehrgespräche

Ein Leitfaden für

betroffene KollegInnen

(...)

1. Präambel

Gesundheit ist körperliches, soziales, seelisches und geistiges Wohlbefinden: "Wenn ich krank bin, bin ich krank!"

Auf Gesunderhaltung achten - für Arbeit, Freizeit, Familie und Alter: "Ich will keinen anstecken"

Die Würde des Menschen ist unantastbar: Betrugsunterstellung ist beleidigend!

"Kein Bock auf Depressionen"

Untereinander solidarisch sein - "Ich kann jederzeit selbst betroffen sein!"

Nicht gegeneinander ausspielen und sich nicht einschüchtern lassen!

2. Rückkehrgespräche allgemein - gilt für alle Stufen!

Eigene Krankheitstage und -anlässe sowie krankmachende Arbeitsbedingungen aufschreiben, krankmachende Arbeitsbedingungen immer melden!

Gefährdungsanalyse nach Arbeitsschutzgesetz einklagen

"Mängelliste" und und die 48-Stunden-Rückmeldefrist einfordern und am Brett aushängen!

Protokolle nicht unterschreiben!

Kopie des Protokolls geben lassen!

keine Aussagen über Krankheit bzw. Diagnose!

keine Aussagen über das Privatleben, die Gesundheit/Krankheit

nicht den Eindruck erwecken, wir wären schuld an unseren Krankheiten. Ausnahme: "Ich bin bemüht, weitere krankheitsbedingte Fehlzeiten zu vermeiden!"

über gegebenenfalls schlechten Umgang des Vorgesetzten im Gespräch beschweren und protokollieren, nicht einschüchtern und "einseifen" lassen - bei Bedenken den Betriebsrat mitnehmen!

3. Rückkehrgespräch Stufe 1

Nicht auf die leichte Schulter nehmen!

Krankmachende Ursachen am Arbeitsplatz benennen und protokollieren lassen.

Widersprüche vermeiden!

Bei Unterstellungen: Gruppen, Vertrauensmann, Betriebsrat etc. einbeziehen

Bei Frage nach "privaten Gründen" unbedingt Aussage vermeiden. Private Verhältnisse nicht grundlos ausplaudern!

Eventuell: Freizeitunfall beachten...

4. Rückkehrgespräch Stufe 2

Bei behaupteter Störung der Abläufe und Auswirkung auf Gruppe/Team keine Aussage machen und auf zu geringen Personalvorhalt hinweisen!

Einsatzeinschränkungen angeben!

Bei Hinweis auf Änderung des Arbeitsplatzes (Ergonomie) und eventuell des Arbeitsablaufs sowie Fragen der Zukunftsprognosen unbedingt wörtliche Aussage: "Ich bin bemüht, weitere krankheitsbedingte Fehlzeiten zu vermeiden!"

Folgegespräch über die Umsetzung der arbeitsplatzbezogenen Maßnahmen vereinbaren.

Bei Ergebnisprotokoll Betriebsrat einbeziehen!

5. Rückkehrgespräch Stufe 3

Zur Vorbereitung Betriebsrat aufsuchen

Nur arbeitsplatzbezogene Aussagen machen!

Folgegespräch über die Umsetzung der arbeitsplatzbezogenen Maßnahmen vereinbaren

Bei Ergebnisprotokollen Betriebsrat mit einbeziehen!

6. Rückkehrgespräch Stufe 4

Stufe 4 bedeutet nicht automatisch eine Kündigung - bei Beachtung obiger Hinweise!

Dennoch: Stufe 4 dient der mittel- und langfristigen Vorbereitung einer Kündigung aus krankheitsbedingten Gründen!

Kein Gespräch ohne Betriebsrat!

Die Beachtung dieser Hinweise bietet einen gewissen Schutz. Dennoch nicht vergessen: Dies ist und bleibt eine systematische Krankenverfolgung!!!

(aus: Mag Wompel: "Jagd auf Kranke. Rückkehrgespräche auf dem Vormarsch")