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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 436 / 16.3.2000

Es gilt das gesprochene Wort

Worte des Ex-Vorsitzenden Haider - eine Zitatensammlung

Schon vor seinem taktischen Rückzug vom Amt des FPÖ-Vorsitzenden hat Jörg Haider sich pauschal von "unsensiblen" Äußerungen distanziert - mit einem Augenzwinkern, das seinen AnhängerInnen signalisiert: Das ist halt der Preis der Regierungsbeteiligung, in der Sache habe ich nichts zurück zu nehmen. Ein Teil der hier dokumentierten Aussprüche wurde von Haider oder seinen Gefolgsleuten schon früher dementiert; ihre Authentizität konnte aber, u.a. durch Tonbandmitschnitte oder durch Zeugenaussagen, bewiesen werden.

Über die Nazis und die Ehre der Deutschen Wehrmacht:

- "Nein, das hat es im Dritten Reich nicht gegeben, weil im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal ihre Regierung in Wien zusammenbringt." (Debatte des Kärntner Landtags, 13.6.91)

- "Für mich hat es eine Ära gegeben, in der es zu kriegerischen Auseinandersetzungen gekommen ist, in die unsere Väter verwickelt waren. Und gleichzeitig hat es im Rahmen des NS-Regimes Vorgänge gegeben, die nicht zu akzeptieren sind ... Na ja, es waren Aktivitäten und Maßnahmen gegen Bevölkerungsgruppen, die eklatante Verstöße gegen die Menschenrechte waren. Wenn Sie so wollen, dann war es halt Massenmord." (profil, 18.2.1985)

- "Das Soldatentum wird von bestimmten Kreisen beschimpft und besudelt, an der Ehre der Gefallenen und Lebenden des Weltkrieges putzen sich so manche Herren nur allzu gerne ihre Schuhe ab." (FPÖ-Pressedienst/fpd, 2.11.1986)

Über die Waffen-SS, die vom Nürnberger Kriegsverbrechertribunal als verbrecherische Organisation eingestuft wurde:

- "Es ist gut, dass es in dieser Welt noch anständige Menschen gibt, die einen Charakter haben, die auch bei größtem Gegenwind zu ihrer Überzeugung stehen und ihrer Überzeugung bis heute treu geblieben sind." (Treffen früherer Mitglieder der Waffen-SS in Krumpendorf, 30.9.95)

- "Die Waffen-SS war Teil der Wehrmacht, und es kommt ihr daher alle Ehre und Anerkennung zu." (ORF, 19.12.95)

- "Gott sei Dank leben wir in einem Rechtsstaat, wo die individuelle Schuld das Entscheidende ist. Daher kann es nie die Waffen-SS als solche sein, sondern es können nur Einzelne sein, die verfehlt haben und verantwortlich sind." (ohne Datum, zitiert in Die Welt, 8.2.2000)

Über "Tüchtige und Anständige" und deren Gegenteil:

- "Wir geben Geld für Terroristen, wir geben Geld für gewalttätige Zeitungen, wir geben Geld für arbeitsscheues Gesindel, und wir haben kein Geld für anständige Menschen." (Haider vor SS-Veteranen am 30.9.95 in Krumpendorf).

- "Jeder Asylant holt sofort seine Familie nach und lässt sie gesundheitlich sanieren. Auf Kosten der tüchtigen und fleißigen Österreicher." (Kleine Zeitung Graz, 12.1.98)

- "Wer nicht arbeitet, wird sich wieder ans Arbeiten gewöhnen müssen. Weiter ist dieses System auch ein Signal an die Jugend (...) und an alle Sozialschmarotzer, denen man sagen muss: ,Der Fasching ist aus, und jetzt wird wieder in die Hände gespuckt.`"(fpd, 29.10.98)

- "Wenn ich da an die Polen denke, die glauben, dass sie ohne entsprechende Arbeitsleistung den Wohlstand des Westens erringen werden. Wenn ich mir den Lech Walesa anschau, der ja, seit er Präsident ist, mehr breit als hoch geworden ist, dann ist das symbolisch für diese Denkungsart, die dort herrscht, dass man glaubt, nur mit Erbschaft im Westen die Tragik im Osten kosmetisch überbrücken zu können und zu Wohlstand zu kommen. Wer nicht gelernt hat zu arbeiten, der wird auch in der Zukunft kein Wohlstandsgebiet aufbauen können, und das muss also auch an die Osteuropäer gesagt werden." (Zeit im Bild 1, 1.5.91, Maifeier der FPÖ)

- "Es gibt ein anderes Österreich, jenes, das nicht das der Nieten und Nehmer, der steuerflüchtigen Subventionshaie wie Heller, Jelinek & Co. ist, jenes, in dem sich die anständigen Österreicher finden, die diesem Land dienen und nicht von ihm nehmen, die nicht als Steuerflüchtlinge in Monte Carlo oder sonst wo sitzen und die Steuersubventionen aus der Heimat ungeniert einstecken." (fpd, 5.9.94)

Über Großdeutschland und über Zensur im Dienst der "Wahrheit":

- "Das wissen sie so gut wie ich, dass die österreichische Nation eine Missgeburt gewesen ist, eine ideologische Missgeburt, denn die Volkszugehörigkeit ist die eine Sache und die Staatszugehörigkeit ist die andere Sache". (Inlandsreport, 18.8.88)

- "Wenn ich etwas zu reden habe, wird in den Redaktionsstuben in Zukunft weniger gelogen und mehr Wahrheit sein als jetzt." (Auftritt im Bregenzer Festspielhaus anlässlich des Ausländervolksbegehrens am 25.1.93)

Über seine politischen Konkurrenten:

- "Nicht die Freiheitlichen sind die Schädlinge der Demokratie. Wir sind das Schädlingsbekämpfungsmittel. Bei uns regieren die Rothäute und die Schwarzen - und nicht, wie üblich, dass sie in den Reservaten leben." (Die Presse, 10.9.90)

- "Nicht die braune Brut ist die Gefahr, sondern das rote Gesindel." (Standard, 5.10.90)

- "Wir haben eine rechtsfaschistoide Regierung im Amt, die der Bundespräsident absetzen müsste." (Standard, 1.2.93)

- Die österreichische Bundesregierung bezeichnete Haider abwechselnd als "Flohzirkus" (fpd, 20.4.95), "Schufte" (Kleine Zeitung, 3.10.93) und "drittklassigen Raubritterstadel" (fpd, 29.6.87), als einen "Haufen Hühner, die aufgescheucht durch einen Pleitegeier ziellos herumflattern" (fpd, 5.9.87), einen "Hühnerstall, wo alle gackern, aber niemand ein Ei legt" (Presse, 17.9.87).

Hinzu kommen weitere wüste Beschimpfungen. Österreich sei eine "Brauerei, wo die Flaschen in die Bundesregierung kommen" (SK, 18.11.87), diese Regierung ein "verwirrter Chaotenverein" (fpd, 2.10.87), eine "Ansammlung von Wortbrüchigen" (fpd, 26.9.87) - eine "Versagerregierung" (fpd, 7.9.87). Es ist gerade diese Mischung, die Haiders Diskurs für breite Kreise attraktiv macht: NS-Apologie mischt sich mit Hetze gegen Ausländer, "Schmarotzer", Linke und "die da oben" - ein Gebräu, das mit dem allgegenwärtigen Begriff "Rechtspopulismus" eher verharmlosend beschrieben wird.