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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 477 / 17.10.2003

Das Beispiel Sobibor

Zum 60. Jahrestag des Häftlingsaufstandes

"Die Schrecken, denen man als Jude im besetzten Polen während der Nazizeit ausgesetzt war, blieben auch mir nicht erspart. Ich kam vom Ghetto ins Gefängnis und anschließend in das berüchtigte Lager Sobibor, wo ich am dortigen Aufstand beteiligt war und flüchtete und somit dem sicherem Tod entkam. Ich versteckte mich im Wald wie ein gejagtes Tier und schloss mich schließlich bis zur Befreiung dem polnischen Widerstand an." So fasst Thomas T. Blatt sein Leiden und Überleben im Vorwort seines Berichtes "Nur die Schatten bleiben" zusammen. Blatt wurde 1927 in Izbica in Ostpolen geboren, er ist einer der wenigen Überlebenden des Häftlingsaufstandes im Vernichtungslager Sobibor am 14. Oktober 1943.

Im März 1942 begann der Bau des Vernichtungslager Sobibor in Ostpolen an der Bahnlinie Chelm-Wlodawa in einem sumpfigen Waldgebiet. Neben Belzec und Treblinka war Sobibor das dritte Vernichtungslager der "Aktion Reinhard". Der Deckname steht für die Ermordung der Jüdinnen und Juden im Generalgouvernement. In Sobibor wurden polnische Jüdinnen und Juden umgebracht, es kamen aber auch Transporte aus anderen europäischen Ländern, wie Deutschland, Österreich, der Slowakei, Frankreich und den Niederlanden. Erster Kommandant und mit der Fertigstellung betraut war ab März 1942 SS-Obersturmführer Franz Stangl, der vorher im Euthanasie-Programm in der Anstalt Schloss Hartheim bei Linz eingesetzt war. Von Mai 1942 bis zum Oktober 1943 wurden in Sobibor direkt nach ihrer Ankunft ca. 250.000 Menschen ermordet. Ca. 1.000 Menschen, darunter 150 Frauen, wurden als Funktionshäftlinge aus den ankommenden Transporten selektiert und mussten Arbeiten für das Lagerpersonal verrichten.

Raphaela Kula

Zitate aus der Autobiographie: Thomas Toive Blatt, "Nur die Schatten bleiben", atv, 2002, 335 Seiten, 8,95 Euro. Zum Aufstand: Thomas Toive Blatt, "Der Aufstand in Sobibor", Unrast Verlag, 2003, 240 Seiten, 16 Euro