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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 479 / 19.12.2003

Adenauer Superstar

Der "größte Deutsche" oder: Die Sehnsucht nach dem starken Mann

Man hätte auf ihn wetten sollen: Konrad Adenauer (1876-1967), Bundeskanzler von 1949 bis 1963, ist der "größte Deutsche". Das fanden zumindest 778.984 ZuschauerInnen der TV-Show "Unsere Besten", die am 28. November im ZDF ausgestrahlt wurde. Martin Luther (556.298) und Karl Marx (500.442 Stimmen) belegten die Plätze zwei und drei, gefolgt von den Geschwistern Hans und Sophie Scholl sowie den Herren Brandt, Bach, Goethe, Gutenberg, Bismarck und Einstein.

Einwände gegen die blödsinnige Fragestellung und das armselige Niveau der Show mit ihren 30-Sekunden-Werbereden prominenter "Paten" für ihre fast ausnahmslos männlichen Idole sind nur allzu berechtigt. Sie können allerdings über eines nicht hinwegtäuschen: Auch ein Volksentscheid zum gleichen Thema hätte vermutlich kein anderes Ergebnis gebracht. Denn Adenauer ist der Kandidat all derer, die sich nach dem starken Mann und nach klaren Verhältnissen sehnen. Natürlich wird er hauptsächlich mit dem "Wirtschaftswunder" der 1950er Jahre identifiziert. Bewundert wird er aber auch als derjenige Politiker, der die deutsche Kriegsniederlage in einen Sieg verwandelte; als Kanzler des "Wiederaufbaus" sorgte er mit dafür, dass eine selbstkritische Auseinandersetzung mit den deutschen Menschheitsverbrechen unterblieb.

"Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau"

Js.