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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 511 / 17.11.2006

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"Das Herabsinken einer großen Masse unter das Maß einer gewissen Existenzweise ... und damit zum Verlust des Gefühls des Rechts, der Rechtlichkeit und der Ehre, durch eigene Tätigkeit und Arbeit zu bestehen, bringt die Erzeugung des Pöbels hervor. ... Die Armut an sich macht keinen zum Pöbel: dieser wird erst bestimmt durch die mit der Armut sich verknüpfende Gesinnung, durch die innere Empörung gegen die Reichen, gegen die Gesellschaft, die Regierung usw. ... Somit entsteht im Pöbel das Böse, dass er die Ehre nicht hat, seine Subsistenz durch seine Arbeit zu finden, und doch seine Subsistenz zu finden als sein Recht anspricht. Gegen die Natur kann kein Mensch ein Recht behaupten, aber im Zustande der Gesellschaft gewinnt der Mangel sogleich die Form des Unrechts, was dieser oder jener Klasse angetan wird." (Hegel, Philosophie des Rechts)

Die versammelte Berliner Republik steht vor einem Scherbenhaufen. Einen neuen gesellschaftlichen Zusammenhalt hatte der autoritäre Neoliberalismus versprochen, Integration durch Arbeitspflicht und Bildung, die Rettung des Sozialstaates durch Modernisierung und Aktivierung, durch Fordern und Fördern. Und das Ergebnis nach drei Jahren Agenda 2010? Eine neue Parallelgesellschaft, nicht in Gestalt von gefährlichen MigrantInnencommunities, sondern mitten unter uns - weiß und deutsch, bildungsfern und kulturlos. In einer Mischung aus Empörung, Grausen, Faszination und Furcht entdeckt der Bürger die Unterschicht, den Pöbel: eine Welt des Spiels, der Trunksucht, der Disziplinlosigkeit und Unkultur, eine Welt ohne Moral, Sitte und Anstand. Der Bürger ist empört ob solcher Integrationsverweigerung und fehlender Leistungsbereitschaft. Er beschwört Mittelschichtswerte und fordert Aktivierung. Er warnt vor brennenden Autos und Pariser Zuständen. Der Bürger will nicht vom Mangel an Geld sprechen, sondern vom Mangel an Bildung und Kultur. Für den Bürger ist der Mangel kein Skandal, sondern Resultat individuellen Selbstverschuldens. Er setzt alle Hebel in Bewegung, dass der Mangel eben nicht die "Form des Unrechts" annimmt, was "dieser oder jener Klasse angetan wird." Der Bürger hat Schiss.