Sautes dans la salle
Ein Interview mit der Heidelberger Band Irie Révoltés
So hat ihr Sänger Mal Élevé den Verein Rollis für Afrika gegründet und engagiert sich in dem antirassistischen Netzwerk Courage. Bei Demonstrationen gegen z.B. Abschiebeknäste, Studiengebühren, Berufsverbote und die Räumung der ex-Steffi in Karlsruhe treten einzelne Bandmitglieder zur Unterstützung live auf. Grund genug für ak, Irie Révoltés nach Hamburg einzuladen, um mit der Band ein ak-Soli-Konzert am 6. Januar 2007 in der Roten Flora zu organisieren.
Nach "Les Deux Côtés" haben Irie Révoltés im Frühjahr 2006 mit "Voyage" ihr zweites Album veröffentlicht. Wie schon beim Erstling wechseln sich harte Ragga-Einlagen mit Ausflügen zum Ska ab, um dann über zuckerweiche, fast soulartige Passagen zum Reggae zurückzufinden. Gesungen wird meist auf Französisch. Grund dafür sind die französischen Wurzeln der Brüder Carlito und Mal Élevé, die mit dem Rapper Silence die Sänger der Band bilden. "Voyage" ist im Vergleich zum Vorgänger ein deutlich runderes Album, äußerst professionell produziert mit wieder einigen hitverdächtigen Songs. Im Interview mit ak stellen sich Mal Élevé, Silence und DJ Flex den Fragen über Erfolg, Politik und ihre Musik.
ak: Ihr habt den Ruf eine politische Band zu sein. Euer Sänger Mal Élevé hat einmal in einem Interview erklärt, dass er eure Musik als Mittel versteht, die Welt verändern zu können. Was hat man sich darunter vorzustellen?
Mal Élevé: Wir machen Musik, weil sie uns Kraft gibt. Kraft, in dieser Welt, wo so viel Scheiße passiert, noch positiv zu bleiben und nicht zu resignieren vor den vielen Dingen, die noch zu ändern sind. Sie motiviert uns, das Geschehen der Welt selbst zu beeinflussen. und wir tun es mit ihr. Wir singen über Themen, die uns beschäftigen und die uns wichtig sind. Mit der Musik verarbeiten wir sie und tragen sie nach außen. Musik spielt eine sehr wichtige Rolle im Leben eines jeden. Sie prägt uns, sie begleitet uns tagtäglich. Deshalb ist es uns sehr wichtig, sie mit politischen Inhalten zu füllen, um somit Leute zu erreichen. Wir spielen öfters auf Demos und Soli-Gigs. Zum einen natürlich, um jeweils das Anliegen der Veranstaltung zu unterstützen und zum andern, um auch Leute dort hinzubringen, die sich normal vielleicht eher nicht damit befassen. In dem Sinne sind wir eine politische Band.
Mit dem Song "Soleil" ward ihr im Herbst längere Zeit in den SWR3-Charts. Ist so was eher ein netter Nebeneffekt und eine Bestätigung für die eigene Arbeit, oder wird es nicht dann doch irgendwie zum Ziel, eines Tages den großen Durchbruch wie z.B. Seeed zu schaffen?
Silence: Erst einmal ist es auf jeden Fall eine Bestätigung, da es nicht "die" Charts, sondern die SWR3-Hörer-Charts waren. Es haben uns also Leute, die unsere Musik mögen, über Wochen immer wieder in die Top-Ten gewählt. Es ist nicht einfach nur ein netter Nebeneffekt: Wir arbeiten gezielt daran, so viele Leute zu erreichen, wie möglich. Wir wollen dabei jedoch unseren Prinzipien treu bleiben und die Entscheidungen, welche Musik wir machen und was mit ihr passiert, immer selbst treffen. Wenn wir unter diesen Bedingungen auch in die "richtigen" Charts kommen, haben wir nichts dagegen einzuwenden, schließlich soll unsere Musik ja etwas bewegen, ohne Hörer geht das nicht!
Mal Élevé: Für uns war es schon krass, im Mainstream-Radio zu laufen. Wir haben es als Möglichkeit gesehen, mal andere Inhalte in die Mainstream-Kanäle zu bringen. Ich denke, größer zu werden und den Durchbruch zu schaffen, ist von Band zu Band anders. Viele verbiegen sich und passen sich bestimmten Dingen an, um dies zu erlangen. Für uns ist klar, dass wir unsere Ideen und Inhalte immer treu bleiben und uns nicht verbiegen oder sie gar aufgeben, nur um anderen besser zu gefallen. Wir danken denen, die uns so mögen, wie wir sind, und wenn es mehr werden und wir dadurch größer, warum nicht! Dann ist ein Stück weit unser Ziel erreicht: Viele Menschen hören uns zu.
Ihr habt euch mit dem Song "Voyage" am "Make capitalism history!"-Sampler der Gruppe avanti beteiligt, der der Finanzierung der Mobilisierungsarbeit und den Aktivitäten zum G8-Gipfel in Heiligendamm dienen soll. Wollt ihr euch an den Protesten gegen den G8-Gipfel beteiligen, plant ihr weitere Aktionen?
Mal Élevé: Dass wir musikalisch die Proteste am G8-Gipfeltreffen unterstützen werden, steht auf jeden Fall fest. Es ist total wichtig, dass viele Leute dort sein werden und mit allen möglichen Protestformen und Aktionen ihren Widerstand auf die Straße bringen, um ein Zeichen zu setzen, Alternativen aufzuzeigen und im besten Fall das Treffen der Mächtigen der Welt zu stören und zu verhindern. Einige der Band werden sich auf jeden Fall auch an Aktionen beteiligen ...
Wie geht es musikalisch mit Irie Révoltés weiter? Gibt es schon Pläne für 2007?
Flex: Wir wollen auf jeden Fall weiter am Ball bleiben und viele Menschen mit unserer Musik erreichen! Deshalb werden wir 2007 erstmal unser aktuelles Album "Voyage" in Frankreich und Argentinien veröffentlichen. Außerdem sind wir weiter dabei neue Lieder zu schreiben, um bald mal wieder was Neues rauszubringen. Im Sommer stehen natürlich wieder die Festivals an. Also haltet Augen und Ohren offen, denn: We come back againaaaaa!!!
Interview: Jonas Füllner