Heraus zum 2. Juni!
Fast 16 Millionen Ergebnisse zeigt Google, wenn man den Begriff "2. Juni" eingibt. Noch erstaunlicher als diese gigantische Zahl ist die Reihenfolge der Meldungen. Auf einen Wikipedia-Artikel über die Ereignisse dieses Tages seit dem Jahr 455 ("Die Vandalen erobern Rom") folgen schon ab Nr. 2 mehrere Einträge zur "Bewegung 2. Juni", je nach politischem Standort der AutorInnen als "Stadtguerilla" oder "terroristische Vereinigung" bezeichnet. Wie die Gruppe zu ihrem Namen kam, wird auch erklärt: "Das war ein Datum, welches alle noch miteinander verband, Studenten wie Jungproleten. Alle wussten, was der 2. Juni bedeutete. Eine andere Überlegung war dabei für uns genauso wichtig. Dieses Datum wird immer darauf hinweisen, dass sie zuerst geschossen haben! Das ist bis zum heutigen Tag so. Jedesmal, wenn jemand etwas zur Bewegung 2. Juni sagt, wird auch erwähnt, dass am 2. Juni '67 Benno Ohnesorg von den Bullen erschossen wurde." Wo sie Recht haben, haben sie Recht, die "2. Juni"-Veteranen Ralf Reinders und Ronald Fritzsch, die das Jahre später geschrieben haben.
Dass die Rostocker Auftaktdemo gegen den G8 in Heiligendamm auf den 40. Jahrestag des "historischen" 2. Juni 1967 fällt, ist reiner Zufall und kein Grund zu nostalgischer Schwärmerei. Denn der 2. Juni zeigte zugleich "Macht und Ohnmacht" der Bewegung, wie der Sozialistische Deutsche Studentenbund (SDS) seinerseits schrieb: Ohnmacht, weil die Westberliner Polizei jeden Protest gegen den Schahbesuch niederzuknüppeln versuchte; weil es einen Toten gab; und weil gegen die Lügen der Polizei, der Politiker und der Presse nur schwer anzukommen war. Die Macht der Bewegung zeigte sich in den Tagen, Wochen und Monaten danach: Das Wüten der polizeilichen Bürgerkriegsarmee führte zu einer enormen Verbreiterung und Radikalisierung der antiautoritären Revolte.
Die bundesweiten Razzien gegen die Anti-G8-Bewegung am 9. Mai zeigen, dass die Staatsmacht sich einer banalen Einsicht beharrlich verweigert: Blindes Draufhauen fördert die Solidarität und nützt damit der Mobilisierung - auch nach Rostock. So könnte der 2. Juni 40 Jahre später erneut den Beginn einer breiteren und radikaleren Protestbewegung markieren. Danach geht es - hoffentlich! - erst richtig los.