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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 532 / 17.10.2008

Haarrisse im Putz

Nachrichten aus der Welt der bezahlten und nicht bezahlten Arbeit

Studiengebühren auf dem absteigenden Ast

Es ist erst wenige Jahre her, da galten Studiengebühren vor allem für die CDU als beliebtes Mittel zur Hochschulfinanzierung. In den Sommersemestern 2005 und 2006 kam es daher zu studentischen Protesten in Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg. Während in Hessen die Studiengebühren bereits wieder abgeschafft wurden, kann sich seit Anfang Oktober ein Großteil der Hamburger Studierenden über eine Senkung der Kosten um 125 Euro freuen. Gebührenfreie Bundesländer wie Sachsen werben hingegen bereits mit ihren Vorzügen: Auf der Internetseite "pack-dein-studium.de" preist das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst günstigen Wohnraum und kostenlose Studiengänge an.

Verschwinden die Studiengebühren nun etwa genauso schnell, wie sie gerade erst eingeführt wurden? Auf alle Fälle hat nun mit Österreich auch ein ehemaliges Vorreiterland die Gebühren für das Regelstudium abgeschafft. In Österreich wurden bereits 2001 die sogenannten Studienbeiträge eingeführt. Jahrelang kämpfte die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) gegen die Zahlungen. Nun hat ein bizarres Bündnis aus SPÖ, den Grünen und der rechtspopulistischen FPÖ am 24. September kurz vor den Parlamentswahlen die Maut wieder abgeschafft. Der Vorsitzende der Österreichischen HochschülerInnenschaft (ÖH), Samir Al-Mobayyed dazu: "Seit der Einführung der Studiengebühren haben alle Fraktionen der ÖH gemeinsam dagegen angekämpft und nun endlich einen Erfolg im Interesse der Studierenden errungen!" Leider enthält die Gesetzesänderung jedoch auch einige Makel: Ausländische Studierende werden von der neuen Regelung nicht profitieren, da für sie die Gebühren von 363,36 Euro bestehen bleiben. Auch die Studierenden an den Fachhochschulen müssen weiterhin zahlen.

Das Aktionsbündnis gegen Studiengebühren in Deutschland wertet die Entwicklung in Österreich als ersten Erfolg: Sprecherin Jessica Castro Merino fordert: "Auch die deutsche Bundesregierung und die einzelnen Landesregierungen müssen endlich einsehen, wie wichtig es ist, die Bildungsbarriere Studiengebühren abzubauen, um so jeder und jedem ein Studium unabhängig vom Geldbeutel zu ermöglichen."

uebergebuehr.de

Drehpause in Bollywood

In Indien wurde Anfang Oktober erstmals seit 50 Jahren in der Film- und Fernsehindustrie gestreikt. Mehr als 100.000 Menschen, darunter Bollywood-Größen wie Shah Rukh Khan und Amitabh Bachchan, TänzerInnen, AutorInnen und TechnikerInnen, protestierten gegen unregelmäßige Bezahlung sowie die Benachteiligung von Gewerkschaftsmitgliedern. Dinesh Chaturvedi, der Vorsitzende der Filmgewerkschaft, erklärt: "Alle Drehs sind gestoppt." Die Filmproduzenten hätten sich nicht an die Vereinbarungen gehalten.

"Es werden weiterhin Gespräche geführt, aber die Studios bleiben geschlossen", bestätigt ein Vertreter der Filmproduzenten. Für die Fernsehindustrie hätte der Streik fatale Folgen: Sobald der Streik länger als drei oder vier Tage dauert, müssen Wiederholungen gezeigt werden, da es nicht genügend Material auf Lager gebe, erläuterte eine Sprecherin der Firma BAG Films. Ungefähr 1.000 Filme werden jedes Jahr in Indien produziert. Dabei ist das Budget im Vergleich zu den USA äußerst gering. Während in den USA 2007 71 Millionen Dollar pro Film ausgegeben wurden, lagen die Kosten der Bollywood-Produktionen im Durchschnitt bei vier Millionen Dollar. Die Arbeitsbedingungen sind entsprechend schlecht, besonders für NachwuchsschauspielerInnen und JobberInnen.

FR

Hollywood ist nicht Bollywood

Muss Hollywood bald auch Streikbrecher anheuern, um Haupt- und Nebenrollen in neuen Filmproduktionen zu besetzen? Bis es so weit kommt, ist der Weg noch lang. Das Verhandlungsteam der US-SchauspielerInnengewerkschaft SAG hat zumindest beim Vorstand der Gewerkschaft einen Antrag für eine Urabstimmung über einen Streik eingebracht. Damit soll Bewegung in die seit Juli festgefahrenen Tarifverhandlungen mit dem Produzentenverband AMPTP gebracht werden. Die Urabstimmung hätte zwar nicht unmittelbar einen Arbeitskampf zur Folge. Jedoch würde der Gewerkschaft dadurch das Mittel einer Arbeitsniederlegung an die Hand gegeben, sollte eine Mehrheit für die Streik-Autorisation stimmen. Dies wiederum würde dem Verhandlungsteam ein neues Druckmittel an die Hand geben, um die Produzenten zurück an den Verhandlungstisch zu bringen. Bislang ist die Gewerkschaftsspitze über das weitere Vorgehen gespalten. Ob die für eine Streik-Autorisation notwendigen 75 Prozent der Stimmen in einer Urabstimmung zusammenkommen würden, ist daher mehr als fraglich.

serienjunkies.de

Streik für mehr Kaufkraft in Belgien

Zu einem eintägigen Generalstreik hatten für den 6. Oktober die sozialistischen Gewerkschaften in Belgien aufgerufen. Bei der Bahn und den Nahverkehrsbetrieben streikten fast 100 Prozent der MitarbeiterInnen und legten so landesweit den Bahnverkehr lahm, betroffen waren auch internationale Züge wie der deutsche ICE, der französische Thalys und der Eurostar nach London. Des Weiteren blieben einige Supermärkte mangels Personal geschlossen, auch bei der Post kam es zu Schwierigkeiten bei der Postzustellung und an den öffentlichen Schulen und Kindergärten streikten etwa 75 Prozent der LehrerInnen und ErzieherInnen. Viele Schulen mussten daher schließen. Die Gewerkschaften fordern eine Erhöhung der Mindestlöhne und Sozialleistungen. Angesichts der stark gestiegenen Energiekosten sei besonders die Kaufkraft der einkommensschwachen BürgerInnen getroffen. Sie forderten daher auch, dass die Regierung die Mehrwertsteuer auf Gas und Strom senken solle. In Gewerkschaftskreisen wurde der Streiktag als Erfolg gewertet.

Der Standard