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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 547 / 19.2.2010

Flugzeugträger Haiti?

Im Dezember vergangenen Jahres gewann der linke Ex-Tupamaro Pepe Mújica die Präsidentschaftswahlen in Uruguay. Doch mittlerweile scheint die lange Serie von Wahlsiegen der Linken in Lateinamerika wieder der Vergangenheit anzugehören: Nur rund einen Monat nach Mújicas Sieg entschied in Chile der Kandidat der Rechtsaußenkoalition, Sebastian Piñera, die Abstimmung an den Urnen für sich. Chile wird in Zukunft von einem Mann regiert, der für einen wirtschafts- und sozialpolitisch strikt neoliberalen Kurs steht; sein Koalitionspartner ist eine Partei von mehr schlecht als recht getarnten AnhängerInnen Pinochets. Piñera wird ganz sicher auch außenpolitisch einen anderen Kurs einschlagen. Der Orientierung seiner Amtsvorgängerin Michelle Bachelet auf das südamerikanische Staatenbündnis UNASUR ist damit ein Ende gesetzt.

Und es wird weiter gewählt in Lateinamerika: In Brasilien, Kolumbien und Venezuela stehen dieses Jahr Präsidentschafts- bzw. Parlamentswahlen an. Während in Kolumbien die Rechte wohl an der Macht bleiben wird, könnte Brasilien künftig rechtssozialdemokratisch regiert werden. Die Regierung von Hugo Chávez wird aller Voraussicht nach Stimmenverluste hinnehmen müssen. Und dann ist da noch Honduras, wo erstmals seit Beginn der Serie linker Wahlsiege wieder ein rechter Putsch erfolgreich war. Zweifellos eine Tragödie für die Menschen, die in Honduras an eine gesellschaftliche Alternative geglaubt haben - ist es auch ein Menetekel für das übrige Lateinamerika?

Das Erdbeben in Haiti und das nachfolgende Krisenmanagement - die Besetzung des Landes durch das US-Militär - nimmt unser Autor Albert Sterr zum Anlass, sich über die Zukunft des Kontinents Gedanken zu machen: Erleben wir die Rückkehr der Rechten in die Regierungspaläste? Welche Strategien verfolgen die USA, um verloren gegangenes Terrain in Lateinamerika zurück zu gewinnen? Wird Haiti zum Flugzeugträger für Lateinamerika? Die Analyse der geostrategischen und machtpolitischen Implikationen der US-Präsenz in Haiti verknüpfen wir mit einem genauen Blick auf die Lage im Land selbst. Seiten 3 und 13-16