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ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 579 / 18.1.2013

Der Burschenschaftsball muss weg

Aktion In der Wiener Hofburg will auch 2013 die Melange aus Rechtspopulismus und extremer Rechter das Tanzbein schwingen

Von Clelia Resmerk und Kathi Coquelicot

Letztes Jahr wurde offiziell von der Betreibergesellschaft der Wiener Hofburg verkündet: die Burschenschafter tanzen 2012 zum letzten Mal in den Räumlichkeiten der ehemaligen Kaiserresidenz. Aufgrund massiven öffentlichen Drucks und Protests sollte der 59. Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) am 27. Januar 2012, dem Jahrestag der Befreiung von Auschwitz, der letzte sein.

Doch trotz des offiziellen Rauswurfs des Dachverbands der deutschnationalen Burschenschaften aus den Prunksälen der Hofburg darf dank Heinz-Christian Strache von der extrem rechten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) auch dieses Jahr in einem der repräsentativsten Gebäude Österreichs das Tanzbein geschwungen werden. Die Hofburg ist nicht nur der Ort, an dem Hitler 1938 den »Anschluss« Österreichs an Nazideutschland verkündete, sondern auch der Amtssitz des österreichischen Bundespräsidenten. Um ihren rechtsextremen Kern zufriedenzustellen, meldete in diesem Jahr die FPÖ den Ball für den 1. Februar 2013 mit dem seriös klingenden Namen »Akademikerball« an - derselbe Ball in neuem Gewand. Angemeldet von einer rechtspopulistischen Partei, die immer wieder mit rassistischen und antisemitischen Aussagen für Skandale sorgt und in der Burschenschafter die Parteikader bilden.

Renate Danler, Geschäftsführerin der Hofburg Betriebsgesellschaft, verteidigt nach wie vor den Akademikerball und meint: »Ein Ball ist ja nichts Politisches«. (Der Standard, 30.12.2012) Das sehen wir anders: Kein anderer Wiener Ball ist politischer! Er veranschaulicht die enge Verknüpfung zwischen der rassistischen, rechtspopulistischen FPÖ und dem antisemitischen, deutschnationalen »braunen Sumpf«. Dass es sich bei dem FPÖ-Burschenschaftsball nicht um einen folkloristischen-studentischen Tanzabend handelt, sondern um ein Vernetzungstreffen der rechtsextremen Eliten Europas, zeigt bereits die Gästeliste: Deutschnationale schlagende Burschenschafter und HolocaustleugnerInnen schütteln dort rechtsextremen PolitikerInnen wie Marine Le Pen und Filip Dewinter die Hand und pflegen ihre Netzwerke.

Doch dies geschieht nicht ohne Widerstand: Seit 2008 finden Proteste gegen den WKR-Ball statt. Diese fanden am 27. Januar 2012 ihren vorläufigen Höhepunkt, als 8.000 AntifaschistInnen auf die Straße gingen und die Anfahrt mit Bussen und Taxis mit ihren Körpern blockierten. Dadurch verzögerte sich der Ballbeginn um zwei Stunden. Diese Aktion zivilen Ungehorsams setzte ein Zeichen gegen die Normalisierung von Rechtsextremismus im öffentlichen Raum und in der österreichischen Politik. Trotz der Erfolge der letzten Jahre schauen zuständige politische Institutionen nach wie vor weg, sowohl die Parteien als auch die politischen EntscheidungsträgerInnen. Die Hofburg ist Eigentum der Republik Österreich - also auch die privaten Gesellschafter des »Kongresszentrum Hofburg«, die sich von der Namensänderung und der Anmeldung durch die FPÖ täuschen lassen. Sie sind auf dem rechten Auge blind. Deshalb ist unser entschlossener Protest auch dieses Jahr unumgänglich!

Dresden hat gezeigt, wie's geht: Nicht nur Symbolpolitik, sondern konkreter Widerstand bis zur endgültigen Verhinderung des WKR-Balls ist gefragt. Blockaden und andere Formen des zivilen Ungehorsams sehen wir als die einzige Möglichkeit, um durch breite Beteiligung kollektiv politisch zu handeln und antifaschistischen Protest sichtbar zu machen. Die Menschenblockaden sollen bunt, kreativ und entschlossen sein. Durch Organisierung in Bezugsgruppen, durch zahlreiche Aktionstrainings und inhaltliche Veranstaltungen gilt es, breit zu mobilisieren und Blockaden als politische Praxis auch in Österreich zu etablieren. Der WKR-Ball muss ein für alle mal Geschichte werden.

Clelia Resmerk und Kathi Coquelicot sind in der Offensive gegen Rechts aktiv.

In Wien immer am Ball bleiben

Auch 2013 soll es wieder einen Ball der rechtsextremen Burschenschafter geben - den Ball des Wiener Korporationsrings (WKR). Dieser soll am 1. Februar 2013 erneut in den repräsentativen Räumlichkeiten der Wiener Hofburg stattfinden. Auch dieses Jahr gibt es wieder mehrere antifaschistische Bündnisse, die gegen den Ball mobilisieren. Während das NoWKR-Bündnis eine Großdemonstration vom Westbahnhof Richtung Hofburg plant, wird die Auftaktkundgebung der Offensive gegen Rechts bei der Uni starten, um anschließend mit einem Blockadekonzept den Ball zu verhindern.

Mehr Infos unter nowkr.at und offensivegegenrechts.net.