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Verein fuer politische Bildung, Analyse und Kritik e.V.

ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 597 / 16.9.2014

Quotencheck

Seit August 2012 gibt es bei ak eine Frauenquote: Demnach mussten zunächst mindestens acht Seiten der Zeitung mit Texten von Frauen gefüllt werden, ab Januar 2013 erhöhten wir die Quote dann auf 30 Prozent, was bei einer Berechnungsgrundlage von 32 Seiten Text (aufgrund von Anzeigen, Bildern und Randspalten) 9,6 Seiten entspricht. Im Mai 2013 verfehlten wir die Quote und druckten eine leere Seite. »Ich möchte nicht mehr lesen, dass es euch als Redaktion nach wie vor schwer fällt, Autorinnen zu gewinnen«, wurde uns per Leserbrief mitgeteilt, denn: »Selbstkasteiung ist Mittelalter«.

Einverstanden. Trotzdem führt die Frauenquote bei uns in der Redaktion nach wie vor zu Diskussionen, auch weil im Redaktionsalltag die selbst gesteckten Ziele hin und wieder relativiert werden. Daher haben wir uns entschieden, in Zukunft an dieser Stelle immer mal wieder ein Zwischenresümee zu ziehen - nicht, um uns zu geißeln oder zu rechtfertigen, sondern um am Ball zu bleiben. Und so haben wir gezählt, was das Zeug hält. Auf die Ausgabe mit besagter leerer Seite folgte die absolute Erfolgsausgabe: Fast 17 Seiten wurden von Autorinnen gefüllt. Das Niveau konnten wir allerdings nicht halten. Durchschnittlich landen wir bei 11,5 Seiten. Aber jetzt kommt's: Mindestens zweimal haben wir die Quote knapp verfehltt - und es erst jetzt bemerkt! Das können wir uns nur damit erklären, dass wir bei unserem Produktionsablauf erst klären, ob die Quote stimmt, dann die Zeitung fertig machen und sich offensichtlich danach durch Layout, verschobene Anzeigen etc. die Werte nochmal ändern können.

Nun geht es nicht um die Zahl hinterm Komma, sondern um unsere Sensibilität dem Thema gegenüber. Und da haben wir festgestellt: Wir achten zwar darauf, ob die Quote insgesamt stimmt, aber genauer sehen wir uns das in der Regel nicht an. Wie ist z.B. die Verteilung zwischen den vier Teilen Politik, Bewegung, Thema und Gesellschaft? Bewegung, Thema und Gesellschaft liegen mit 34 bis 37 Prozent recht nah beieinander, einziger Ausreißer ist das Politikbuch mit 25 Prozent. Aber was sagt uns das? Schreiben bei uns zu den »harten« Politikthemen eher Männer, oder hat das pragmatische, blattplanerische Gründe? Gibt es in diesem Zusammenhang »pragmatische« Gründe? Und wie sieht es eigentlich auf unseren Titelseiten aus? Immerhin gelten Texte auf der Titelseite gemeinhin als sogenannte Leitartikel, richtungsweisend, meinungsmachend und bedeutungsschwer - und werden zumindest in den bürgerlichen Medien meist von Männern verfasst. Zwei Texte gibt es bei uns auf der unteren Hälfte der Titelseite. Zählt man die Artikel durch und rechnet das hoch auf die Gesamtmenge von neun Seiten in 18 Ausgaben, erhält man eine Frauenquote von 23,3 Prozent. Geht ja eigentlich. Aber wie das mit Statistiken so ist: Auch wenn Frauen auf acht von 18 Ausgaben auf der Titelseite vertreten waren, durften Männer auf 17 von 18 Titelseiten entweder einen und in zehn Fällen gleich beide Texte schreiben. Da scheint es also durchaus noch Raum für Diskussionen zu geben.

Alles haben wir indes nicht durchgezählt: Wie hoch ist die Frauenquote in den einzelnen Rubriken (Deutschland, International, Aktion, Gender, Rechte etc.)? Und schreiben eigentlich eher Frauen oder eher Männer die kurzen Texte? Zumindest stammen doppelseitige Artikel deutlich häufiger von Männern. Zahlenspiele machen uns natürlich genauso wenig zur Vorzeigezeitung wie sie uns davor retten, im Blatt zum Teil diejenigen patriarchalen Gesellschaftsstrukturen abzubilden, die wir kritisieren. Aber ein bisschen Reflexion schadet ja bekanntlich nie.

ak-Redaktion