Anhaltender Aufwärtstrend
Diskussion Hans-Hermann Teichler, »der Herr der ak-Abos«, über die laufenden Geschäfte und die Erwartungen unserer Leserschaft
Interview: Jens Renner
Ein wichtiger Fachbegriff im Verlagswesen ist die »Leser-Blatt-Bindung«, verstanden als »die emotionale Bindung des einzelnen Lesers zum Verlagsprodukt«. Sie »soll messen, wie stark der Käufer sich genau zu diesem Produkt hingezogen fühlt«, heißt in einschlägigen Lexika. Exakte Messergebnisse können wir nicht liefern - wohl aber ein paar Einblicke aus der Sicht des ak-Vertriebs.
Die Wirtschaft in Deutschland stagniert, die ak-Abozahlen steigen. Nehmen wir mal die letzten fünf Jahre, den Zeitraum zwischen 2009 und 2014. Hast du da genaue Vergleichszahlen?
Bis Anfang 2010 stagnieren die Zahlen bei Abos (1.800) und im freien Verkauf (500). Seitdem gibt es eine erstaunliche Entwicklung: 2010 wurden es 100 Abos mehr, 2011 gut 150, in den beiden Folgejahren je über 300. Dieses Jahr war die Steigerung mit etwa 180 Stück etwas geringer. Aber bezogen auf die letzten fünf Jahre haben wir eine jährliche Steigerung um durchschnittlich zehn Prozent.
In diesen Zeitraum fällt der ak-Relaunch im November 2011 - ein neues Lay-out, teils farbiger Druck, eine andere Buchaufteilung. Wie hat sich das auf die Verkaufszahlen ausgewirkt?
Der Relaunch hat sich eindeutig positiv ausgewirkt. Er fällt in die Zeit, als sich die Auflage deutlich steigerte. Ich glaube, dass die Werbeaktionen im Jahr danach, als wir Beilagen und Anzeigen in einigen Zeitungen hatten, eher noch mehr gebracht haben. Statt normalerweise 30 neuer Probeabos pro Monat hatten wir plötzlich 100 Bestellungen.
Was weißt du über die neu gewonnenen Leserinnen und Leser? Wie kommen sie zu ak? Was sind ihre Motive?
Darüber wissen wir überhaupt nichts Fundiertes. Der Zeitung läuft man ja nicht gerade einfach oder überall über den Weg. Laut einer Umfrage, die wir bei Neuabonnent_inn gemacht haben, kennen die meisten ak durch Freundinnen und Freunde, lesen sie also auf Empfehlung. Es kann auch sein, dass das Auftreten von ak-Autor_inn auf Kongressen oder Veranstaltungen die Zeitung bekannt macht. Aber genau wissen wir das nicht. Und über die soziale Struktur wissen wir so gut wie nichts.
Regional kann man die Leserschaft ja schon zuordnen. Wo sind die Schwerpunkte, mal abgesehen von Berlin und Hamburg?
Berlin ist die absolute Spitze, dann Hamburg, dann folgen Unistädte und andere Großstädte. Das früher riesige Ost-West-Gefälle verschwindet bei den Unistädten. Leipzig ist jetzt bei den Abozahlen bundesweit schon auf Platz vier.
Und was erwarten die Leserinnen und Leser von ak? Was interessiert sie, was weniger? Das ist wahrscheinlich für dich noch schwieriger zu beantworten als für die Redaktion, oder?
So schwer ist das nicht zu beantworten. Die Mehrheit sagt immer noch: Ich brauche diese Zeitung; das bezieht sich vor allem auf aktuelle Streitthemen, Kriegseinsätze, IS, die arabischen Revolutionen. Sie erwarten, dass zu solchen Brennpunktfragen etwas gesagt wird, das ausrichtend wirkt. Noch lieber wäre es ihnen, wenn es noch mehr in die Richtung ginge, was man politisch tun soll. Also es stimmt noch, dass ak den Leuten für ihre politische Ausrichtung wichtig ist. Das lässt sich eindeutig sagen. Da kriegt die Zeitung auch viel Lob ab.
Die Zeitung bekommt Lob, und umgekehrt lobst du die Leserinnen und Leser. Was ist schwierig im Verhältnis zur Leserschaft, das ja auch eine Geschäftsbeziehung ist? Wie steht es mit der Zahlungsmoral?
Da können wir ganz zufrieden sein. Es kommt auch mal vor, dass jemand sich erst nach sechs Monaten erinnert und bezahlt; da wird das Abo dann reaktiviert. Aber im Allgemeinen klappt das ganz gut. Diejenigen, die keine Einzugsermächtigung erteilt haben, müssen wir allerdings im Schnitt einmal mahnen. Das ist aufwendig und teuer. Ernsthafte Streitfälle gibt es aber nicht.
Trotzdem gibt es ja auch Kündigungen. Wie werden die begründet - wenn sie begründet werden?
Es gibt jeden Monat mehr als 30 Bestellungen und knapp 30 Kündigungen. Das ist eine hohe Fluktuation. Ganz selten wird bei Kündigungen ein politischer Grund genannt - also dass jemand meint, die Redaktion hätte sich in einer wichtigen Frage vergriffen. Meistens werden finanzielle Gründe genannt: Viele haben schlicht Probleme, die Zeitung zu bezahlen. Bei langjährigen Abonnent_inn kommt als Begründung manchmal, sie würden nicht mehr zum Lesen kommen, das heißt, die Zeitung interessiert sie weniger.
Viele finden ak wichtig, um sich politisch zu orientieren, sagst du. Wie steht es bei denen mit der Bereitschaft, ak bekannt zu machen, Werbung zu machen?
Das ist ausbaufähig. Aber es gibt auch immer wieder Anfragen von Aktiven, die auf Veranstaltungen ak bekannt machen. Es gibt auch viele Geschenkabos oder auch Förderabos: Leute bezahlen freiwillig mehr und unterstützen damit diejenigen, die wenig Geld haben. Denen können wir dann ein Sozialabo anbieten. Da läuft schon viel an Unterstützung, nicht zu vergessen die regelmäßigen ak-Spenden. Aber auch das ist noch ausbaufähig. Für all das gilt: Anruf genügt. Noch besser: Meldet euch per Mail oder bestellt über die Website.
Hans-Hermann Teichler verwaltet im ak-Verlag die ak-Abos. Zu erreichen ist er telefonisch unter 040/40170173, per Fax unter 040/40170175 und per E-Mail: vertrieb@akweb.de.