Von wegen rosarote Brillen
Diskussion Ein Gespräch über Internationalismus, Rojava-Solidarität und Lernprozesse in der Linken
Interview: Gabi Bauer und Sarah Lempp
Die Geschichte der bundesdeutschen Neuen Linken ist nicht zuletzt die Geschichte internationaler Solidarität. Seit den 1960er Jahren wurden dabei allerlei Hoffnungen und Zerrbilder auf Befreiungsbewegungen im globalen Süden projiziert. Angesichts der aktuellen Welle internationaler Solidarität mit Kobanê, Rojava und »den Kurden« macht es den Eindruck, als ob das überwunden geglaubte, stellvertretend kämpfende »revolutionäre Subjekt« wieder aufgetaucht sei. (1) ak sprach mit Ferdinand Dürr, Friederike Habermann und Siyar Kulu über deren Einschätzungen und Erfahrungen auf diesem Feld.
Internationalismus beruht historisch auf der Erkenntnis, dass Befreiung letztendlich nur auf globaler Ebene möglich ist und dass es dazu der Solidarität der emanzipatorischen Kräfte aller Länder bedarf. Wie verortet ihr euch mit eurer politischen Praxis innerhalb dieser Bewegung, was ist euer Verständnis von Internationalismus?
Siyar Kulu: Das Patriarchat und der Kapitalismus organisieren sich nicht nur in bestimmten »nationalen« Grenzen, sondern weltweit. Auch der Widerstand gegen dieses System wird weltweit koordiniert bekämpft. Staaten arbeiten zusammen, Konzerne gründen globale Monopole, das Patriarchat wird weltweit aufrechterhalten, Hochschulen werden »globalisiert«. Insofern ist es unumgänglich, dass der Widerstand dagegen sich auch international organisieren muss. Wir müssen aufhören, all die verschiedenen territorialen und inhaltlichen Kampffelder voneinander getrennt zu betrachten. Sexismus, Rassismus, Flüchtlingspolitik, Gentrifizierung, Imperialismus, Hochschulpolitik, Sicherheitspolitik und so weiter sind Felder, die wir ganzheitlich betrachten müssen und die sich nicht nur auf ein Land beziehen. Internationalismus verstehen wir also nicht nur als Zusammenführung verschiedener territorialer Kämpfe, sondern auch verschiedener inhaltlicher Bereiche.
Friederike Habermann: Mein eigener Erfahrungsraum ist vor allem Peoples Global Action (PGA), und später waren wir auch als Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) Teil davon. Das bedeutete damals, zu Beginn der Globalisierungsbewegung, tatsächlich global vernetzte Koordination auf der Grundlage von Prinzipien, die ebenfalls global vernetzt vereinbart worden waren, und zwar in erster Linie zwischen Basisbewegungen oder regionalen Vernetzungen. Und heute? Scheinen wir wieder beim Stand von vor der Globalisierungsbewegung angekommen zu sein, vor über 20 Jahren - dabei sind inzwischen immerhin so hilfreiche Kommunikationsmittel wie das Internet erfunden worden ... Also: Nach meinem Verständnis von Internationalismus kommt es selbstredend wesentlich auf diese lebendige Vernetzung untereinander an.
Ferdinand Dürr: Die Ausgangsüberlegung der Frage ist doch irreführend. Internationalismus fußt doch nicht auf einer abstrakten historischen Erkenntnis der Linken, sondern darauf, dass bestimmten lokalen und regionalen Kämpfen universalistische Momente innewohnen, mit denen sich Menschen ganz konkret solidarisieren. Kobanê ist doch ein geeignetes Beispiel dafür: Hier geht es um einen konkreten Kampf um ein emanzipatorisches Projekt, das es berechtigterweise gegen Angreifer von außen zu verteidigen gilt. Völlig abgesehen davon, wie sich der syrische Aufstand in den letzten vier Jahren entwickelt hat, waren sein Ausgangspunkt und das Leitmotiv der Rebellion vom März 2011 die universalistische Forderung nach Brot, Würde und Freiheit. Gerade an diesen konkreten Kämpfen setzt unsere solidarische Praxis an.
Friederike, wenn du von lebendiger Vernetzung sprichst, wie muss ich mir das konkret vorstellen? Und wie kann man dabei diejenigen einschließen, die nicht die notwendigen Ressourcen haben (finanziell, sprachlich, vom »kulturellen Kapital« her etc.), um zum Beispiel an Weltsozialforen, Intergalaktischen Treffen und dergleichen teilzunehmen?
Friederike: Lebendig war die Vernetzung bei PGA auch, weil sie sich sehr lebendig angefühlt hat; nicht umsonst ist mein Leitspruch »Struggle for life is life« daraus erwachsen. Doch was ich eigentlich meinte, ist der intensive Austausch - und dafür brauchte es keine akademischen Abschlüsse oder Sprachdiplome, oder was meinst du mit »sozialem Kapital«? »Interkulturelle Kompetenz« lernst du da schon von alleine! Zugegeben: Beim Weltsozialforum ist das anders, der Anteil an Leuten mit Doktortiteln ist auf den Podien dort erschreckend hoch. Aber internationale PGA-Konferenzen waren anders: Es gab immer Flüsterübersetzungen in alle benötigten Sprachen, schon früh Moderationsmethoden für Großgruppen, die Dominanzen welcher Art auch immer zu vermeiden suchten, sowie die gemeinsame Sorge darüber, dass je weniger Geld eine Gruppierung hat, jemanden zu schicken, umso mehr sich darum gekümmert wird, dass dies durch Spendeneinwerbung gesichert ist. Wohlgemerkt: ohne dass PGA Hauptamtliche oder eine ständige Finanzierung oder auch nur ein Büro gehabt hätte; das wurde tunlichst vermieden. Doch auf den Konferenzen waren Bewegungsvertreter und -vertreterinnen aus über 70 Ländern anwesend - weit mehr als auf Intergalaktischen Treffen übrigens, wo eine solche Unterstützung fehlte.
Spätestens ab den 1980er Jahren gab es viel Kritik an internationalistischen Kampagnen. Zentrale Kritikpunkte waren damals unter anderem die unhinterfragte Identifikation mit den vermeintlichen »revolutionären Subjekten« der Befreiungsbewegungen, die einfache Dichotomie von Guten und Bösen, eine Idealisierung des bewaffneten Kampfes sowie der fehlende Bezug auf soziale Auseinandersetzungen im globalen Norden. Angesichts der aktuellen Kurdistansolidarität fühlen sich manche daran erinnert. Wie seht ihr das?
Siyar: Im »wohlbehüteten« Sessel eines Wohnzimmers in München gibt es immer die Gefahr, romantische Revolutionsfantasien in weltweite revolutionäre Kämpfe hinein zu projizieren. Jeder Akt der Solidarität - Demos, Kundgebungen, Spendensammlungen etc. - ist sehr wertvoll und kann gar nicht hoch genug angerechnet werden. Allerdings fehlt oft die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Ideen und Vorstellungen eben jener revolutionären Subjekte. Das und die fehlende Selbstreflexion vieler Linker in der BRD kann eben auch zum fehlenden Bezug auf die Auseinandersetzungen in Europa führen. Was weit weg stattfindet, wird idealisiert; auch weil die Kämpfe hier scheinbar keine Erfolge verzeichnen. Als Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK) sehen wir uns sowohl als eine Organisation, die ihren Beitrag zur gesellschaftlichen Befreiung der Menschen in Kurdistan und dem Mittleren Osten leistet, als auch als eine Organisation, die Teil des emanzipatorischen Kampfes in der BRD und Europa ist. Damit wir diesem Anspruch auch gerecht werden können, finden wir intensivere inhaltliche Diskussionen unumgänglich. Politische Reisen nach Kurdistan wären vielleicht eine Möglichkeit dafür. Das zu fördern, ist unsere Aufgabe als Verband, aber vor allem auch die Aufgabe aller, die sich mit der kurdischen Freiheitsbewegung solidarisch erklären.
Ferdinand: Jenseits aller Kritik, die wir an kleinen Stellen an Teilen der Rojava-Solidaritätskampagnen haben mögen: Erst einmal ist doch positiv, dass nach einer längeren Phase der Verunsicherung und des Zweifels vor allem an außereuropäischer Solidaritätsarbeit der Internationalismus aus seiner Nische herauszukommen scheint. Dass selbst eine Struktur wie die Interventionistische Linke eine Rojava-Kampagne startet, zeigt doch, dass sich das etwas verstaubte, verpönte Image des Internationalismus zu verändern scheint. Ich finde das einen großen Fortschritt. Dass die fehlende Praxis der letzten Jahrzehnte in diesem Feld auch zu verkürzenden Darstellungen führt, liegt fast auf der Hand. Auch als Adopt a Revolution haben wir in den letzten Jahren in der Sache natürlich Fehler gemacht. Aber mir scheint, es gibt bei uns wie bei den meisten Akteuren eine kritische Reflexion und Auseinandersetzung.
Friederike: Klar, das ist alles voll daneben: unhinterfragte Identifikation, einfache Dichotomie, Idealisierung von bewaffnetem Kampf und sich mit sich selbst nicht auseinandersetzen zu wollen. Aber Solidarität, Parteinahme für die emanzipatorischere Kraft oder das Nicht-verurteilen-können, wenn andere keine andere Lösung mehr sehen als bewaffnete Verteidigung, das sind legitime Strategien und bedeutet nicht automatisch, die eigenen Auseinandersetzungen zu vergessen. Im Gegenteil: Ist die Beschäftigung - Solidarität ist mir fast zu hoch als Wort für das, was aktuell besteht - deutscher linker Zusammenhänge mit der dramatischen Situation in Kurdistan bzw. Syrien oder gar mit Kämpfen anderswo nicht als geradezu marginal zu bezeichnen?
Ferdinand, was sind denn eure Kritikpunkte an den aktuellen Rojava-Solidaritätskampagnen, die du gerade erwähnt hattest? Und wo siehst du die von dir angesprochenen Fehler, die Adopt a Revolution in den letzten Jahren gemacht hat?
Ferdinand: Zunächst einmal finde ich es gut, dass diese Solidaritätskampagnen hierzulande für Aufmerksamkeit für die Probleme vor Ort sorgen und damit ein Stück weit dazu beitragen, den Internationalismus wiederzubeleben. Wir haben jedoch auch feststellen müssen, wie verkürzt die entsprechenden Aufrufe mitunter sind, wenn nur von einem »syrischen Bürgerkrieg« gesprochen wird, in dem sich die Kurd_innen behaupten müssen, der syrische Aufstand aber keine Erwähnung findet. Denn die besondere Selbstverwaltung der Menschen in Rojava gäbe es überhaupt nicht, wenn nicht die Menschen in Daraa, Homs und Aleppo das Regime herausgefordert und so bedrängt hätten, dass es die Kontrolle über Teile des Landes hätte aufgeben müssen. Zudem droht die Gefahr eines Ethnizismus, wenn die vielen arabischen Opfer der Dschihadisten keine Erwähnung finden oder die bewaffneten Oppositionellen, die im Januar 2013 ISIS in einer Offensive aus mehreren Provinzen Syriens vertrieben haben. Wenn also Gruppen, die internationale Solidaritätsarbeit leisten, ignorieren, was in Syrien jenseits der eng gewordenen Grenzen Rojavas stattfindet oder sich, noch schlimmer, nicht einmal die Mühe machen, hinzuschauen, wer in der gleichen Region unter den gleichen Umständen leidet, dann ist das gefährlich. Sicherlich war gerade im Fall Kobanê auch Eile geboten, um die Solidaritätsarbeit auf die Beine zu stellen, aber ISIS ist auch nicht von heute auf morgen entstanden. Aber natürlich haben wir von Adopt a Revolution uns auch erst mit dem Beginn des Aufstands intensiver mit Syrien beschäftigt und haben seitdem reflektiert und dazugelernt.
Siyar, die von dir angesprochene Praxis, politische Brigaden zu Reisen durch Kuba, Kambodscha oder Kurdistan einzuladen, gab es ja auch schon in den 1970ern und 80ern. In der Realität sah das dann oft so aus, dass man nur sehr ausgesuchte Leute treffen konnte und ein entsprechend rosiges Bild vermittelt bekam ...
Siyar: Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere ist doch aber die Notwendigkeit einer eigenen kritischen Betrachtung der ganzen Sache von Menschen, die an solchen Delegationen teilnehmen. Gerade das ist auch das Ziel - den hiesigen politischen, territorialen und sozialen Kontext mal für ein paar Wochen und Monate zu verlassen und sich einer intensiven Auseinandersetzung zu widmen. Das soll jetzt keine Werbung sein, aber es gab und wird auch in Zukunft Delegationen in verschiedene Teile Kurdistans geben, wo Dutzende soziale, politische, militärische und kulturelle Institutionen besucht werden oder bei kurdischen Familien übernachtet wird.
In ak 599 kritisierte Harald Etzbach, dass die aktuellen Solidaritätskampagnen mit Rojava völlig außer Acht lassen, dass in Syrien auch jenseits der Grenzen Rojavas Kräfte existieren, die demokratische und fortschrittliche Positionen vertreten. Er erklärt das unter anderem damit, dass politische Bewegungen von Menschen im arabischen Raum in der Linken oftmals von vornherein unter dem Verdacht des Islamismus stehen. Reproduziert die westliche Linke damit also kritikwürdige nationale und ethno-religiöse Spaltungen?
Siyar: Es ist schon methodisch gesehen äußerst problematisch, verschiedene Akteure, die internationaler Solidarität bedürfen, gegeneinander auszuspielen. Die Kernaussage des Artikels lautet fast schon, dass das Projekt Rojava dem Sturz Assads im Weg stehe. Das ist eine gefährliche Argumentationsweise, da genau dies von vielen antidemokratischen Kräften, die sich dem Sturz Assads widmeten und die westlichen Interventionen nicht abgeneigt waren, den Menschen in Rojava vorgeworfen wurde. Es ist sehr verkürzt gedacht, davon auszugehen, dass es noch eine Freie Syrische Armee (FSA), geschweige denn eine syrische Revolution gibt. Die anfänglichen friedlichen Massenproteste wurden nämlich sehr schnell von westlichen Interventionen, aber vor allem durch die Türkei, Saudi-Arabien und Katar militarisiert und abhängig gemacht. Angesichts des Chaos in Syrien und im Mittleren Osten ist es nur verständlich, das größte fortschrittliche Projekt in den Hauptfokus zu stellen. Das heißt nicht gleich, die Gesamtheit Syriens außer Acht zu lassen.
Friederike: Moden in der Solidarität sind tatsächlich nicht unproblematisch - nach meiner Erfahrung wird alles in Lateinamerika stets gut begleitet, aber selbst für ein Massaker an Aktivisten und Aktivistinnen in Indien gibt es keinen Resonanzraum. Doch das Beispiel der Zapatistas zeigt, dass auch einzelne Bewegungen im globalen Süden für Menschen weltweit durch Politikformen neuer Qualität inspirierend sein können; im Falle der Botschaften aus dem lacandonischen Urwald sehe ich das nach 20 Jahren noch nicht anders. Und auch Öcalans Diskurs scheint mir davon nicht unberührt ... Wie inspirierend das Beispiel Rojava letztlich ist, finde ich persönlich nicht leicht zu beurteilen. Ich war beeindruckt von David Graebers Vergleich mit dem Spanischen Bürgerkrieg, da ich ihn über PGA kenne, doch letztlich war er selbst auch nicht vor Ort. Doch solange ich nicht zu Idealisierungen neige, muss ich ja auch nicht superkritisch und schön sicher in Deutschland daneben stehen und aus queerfeministisch-antikapitalistischer Sicht deren Praktiken beurteilen. Da reicht es meines Erachtens einfach, solidarisch zu sein, und dafür sind mir die Berichte ausreichend.
Eine Erkenntnis der älteren Internationalismusdebatte lautete, die Widersprüche der unterstützen Bewegungen nicht auszublenden, kritische anstatt bedingungslose Solidarität zu üben sowie eine langfristige Zusammenarbeit aufzubauen statt kurzfristige Kampagnen-Hypes zu veranstalten. Was könnte das konkret in Bezug auf die aktuelle Situation in Syrien und Rojava bedeuten?
Ferdinand: Wir sollten den Aufruf der kurdischen Kantone in Nordsyrien ernst nehmen, die nicht nur um Unterstützung beim Aufbau von Rojava gebeten haben, sondern auch um eine kritische Begleitung. Dazu gehört, dass Gruppen und Menschen, die sich kritisch gegenüber den Entwicklungen äußern, nicht weiter verfolgt werden und deutlich stärker als bisher eine pluralistische Gesellschaft mit verschiedenen Meinungen zugelassen wird. Zugleich ist das Schicksal Rojavas geknüpft an das Schicksal Syriens. Während es in den kurdisch geprägten Gebieten um die kritische Begleitung eines hoffnungsvollen Projekts geht, brauchen die Aktivisten und Aktivistinnen in den meisten anderen Gebieten Syriens Unterstützung, um ihre oft unmittelbar bedrohten lokalen Errungenschaften gegen die Assad-Diktatur und den Terror radikalreligiöser Gruppen zu verteidigen. Hierfür brauchen sie genauso wie die Menschen in Rojava unsere Solidarität und Unterstützung.
Siyar: Unser Verständnis von Internationalismus ist es, verschiedene Kämpfe zusammenzuführen, wofür ein intensiver inhaltlicher Austausch notwendig ist, der aber auch begleitet wird von politischer Praxis. Neben der Geschlechterfrage ist die ökonomische Frage ein Bereich, in dem es sehr gute Möglichkeiten zur längeren Zusammenarbeit gibt. Warum nicht Kooperativen in Rojava und Syrien unterstützen und aufbauen, die mit Kooperativen in der BRD und Europa zusammenarbeiten? Warum keine gemeinsamen Akademien durchführen, in denen über gemeinsame Erfahrungen diskutiert werden? Eine kritische Auseinandersetzung sollte ja auch nicht einseitig erwartet werden. Gemeinsame Visionen und Zielsetzungen wären dafür vielleicht gar nicht schlecht.
Friederike: Wie gesagt: Es gilt für jetzt und die Zukunft, unsere Bemühungen nach internationalistischer Vernetzung zu maximieren. Leider aber mussten wir selbst als BUKO gerade feststellen, als wir unser Positionspapier mal updaten wollten, dass es weniger an neuen Inhalten als an neuer (oder zumindest bestehender) internationalistischer Praxis mangelt. Allerdings bin ich mir gar nicht so sicher, ob dieser Mangel an Verbindungen wirklich geografisch bedingt ist - allein schon angesichts all der Genossen und Genossinnen mit kurdischen Bezügen in Deutschland. Wir schaffen es ja nicht einmal - und leider gilt auch das weitgehend für die BUKO, trotz anderweitiger Versuche - über eine fast ausschließlich teutonische Aktivistenschaft hinauszukommen. Da möchte ich auf Siyars Anregung zurückkommen, gemeinsame Akademien durchzuführen, in denen über gemeinsame Erfahrungen diskutiert wird, sowie auf seinen Hinweis, dass kritische Auseinandersetzung dabei selbstverständlich gegenseitig wäre, was eine Bereitschaft zur Reflexion der jeweils eigenen Praktiken beinhaltet. Und klar: Gemeinsame Visionen und Zielsetzungen wären dafür nicht schlecht, aber dafür bestehen ja offensichtlich Ansätze, denn genau davon - wie das antikapitalistische, das antisexistische, aber auch das antinationale Element - geht ja die derzeitige Faszination von Rojava aus.
Anmerkung:
1) Dieses Thema diskutiert auch das aktuelle ak-Sonderheft »Kampf um Kurdistan«.
Die Gesprächsteilnehmer_innen
Ferdinand Dürr ist Teil der Initiative Adopt a Revolution, die lokale Komitees in Syrien finanziell unterstützt. Friederike Habermann ist freie Wissenschaftlerin, seit über 30 Jahren in sozialen Bewegungen unterwegs und unter anderem aktiv in der BUKO (Bundeskoordination Internationalismus). Siyar Kulu ist organisiert im Verband der Studierenden aus Kurdistan (YXK), einem Dachverband kurdischer Studierender in Europa.