Titelseite ak
ak Newsletter
ak bei Diaspora *
ak bei facebookak bei Facebook
Twitter Logoak bei Twitter
Linksnet.de
Verein fuer politische Bildung, Analyse und Kritik e.V.

ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 619 / 20.9.2016

München postkolonial

Aktion Eine Erklärung aus dem Protestcamp am Sendlinger Tor

Von Refugee Struggle!

Nach einem Monat Mobilisierung in verschiedenen Lagern, vorwiegend im Raum Bayern, wurde auf einem Non-Citizens-Treffen am 6. und 7. September in München beschlossen, mit einer Demonstration und einem Protestcamp am Sendlinger Tor erneut auf die politische Lage Geflüchteter aufmerksam zu machen. Das Camp mit mittlerweile 100 Protestierenden hat eine Genehmigung bis zum 30. September. Hiermit rufen diese dazu auf, sich ihnen anzuschließen:

Wir sind verzweifelt, dass es so weit gekommen ist, aber wir sind nur deswegen hier angelangt, weil wir keine Alternative haben. Ihr habt uns in unseren Herkunftsländern eure Konzeption von Demokratie, von Menschenrechten auferlegt, ihr habt uns mit Gewalt kolonisiert und uns eingeredet, dass dies ein nötiges Übel sei, indem ihr unsere Wirtschaftssysteme durch den Internationalen Währungsfonds kontrolliert, indem ihr uns eure europäische Kultur und euer Denksystem aufgezwungen habt, indem ihr zugelassen habt, dass unser Erbe, unsere Finanzen in eure Länder geflossen sind, ohne dass wir folgen könnten, indem ihr unsere Rohstoffe und unsere kulturellen Ressourcen ausbeutet, so als ob es sich um einen Kuchen handeln würden, von dem man sich Stücke abschneiden könnte. Dabei hattet ihr immer nur den Profit im Blick, und wegen eurer Interessen lasst ihr die afrikanische Jugend unter Korruption leiden, unter Repression der staatlichen Stellen. Diese müssen keine Angst haben, denn sie sind gut beschützt. Und nach all dem, glaubt ihr etwa, dass ihr in Ruhe leben könnt? Nein, nein, nein.

Mit einer solchen Politik wird die Welt niemals frei sein, denn es ist die Politik des Krieges und der Repression, davor darf man die Augen nicht verschließen. Ich bin Senegalese, Iranerin, Pakistani, etc. Aber meine Nationalität hat keine Bedeutung. Die einzige Bedeutung liegt in meiner Zugehörigkeit zu dieser Welt, zu dieser Erde, die für die Menschen geschaffen wurde. Leider ist dieses Leben nichts mehr wert, weil der Mensch nichts mehr sieht und hört, wenn er Ideologien vertritt, die er selbst nie verstehen wird, einfach weil er dem Bann von Hass und Ignoranz unterliegt. Niemand wird als geflüchtete Person geboren, denn es ist euer System, das aus uns das gemacht hat, was wir jetzt sind. Und nun ist es die Aufgabe eures Systems, die Trümmer wieder aufzurichten. Ihr könnt denken, was ihr wollt, doch ihr wisst immer mehr als wir, und ihr habt bessere Informationen über die aktuelle Situation als wir, aber ihr stellt euch blind. Ihr wollt uns einfach nicht verstehen.