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Verein fuer politische Bildung, Analyse und Kritik e.V.

ak logo ak - analyse & kritik - zeitung für linke Debatte und Praxis / Nr. 629 / 15.8.2017

Comics, Cash, Community

Comic Aisha Franz und Paula Bulling über das Comiczeichnen in prekären Märkten und Comics im Kampf gegen den Faschismus

Interview: Jan Ole Arps und Claudia Krieg

Comics sind längst nicht mehr einfach nur »cool« oder »schräg«. In jeder größeren Feuilletonredaktion schreibt mittlerweile jemand über die neuesten Comicerscheinungen. ak sprach mit den Zeichnerinnen Paula Bulling und Aisha Franz über diese Entwicklung und über »Fluch« und »Segen« der Comicwelt..

Was ist das Tolle an Comics, und wieso habt ihr damit angefangen?

Aisha Franz: Ich bin gar nicht klassisch mit Comics aufgewachsen. Wirklich toll fand ich Zeichentrick. Als ich klein war, dachte ich, eines Tages arbeite ich für Walt Disney. Irgendwann bin ich auf den Trichter gekommen, dass es einfach ewig dauert, so eine kleine Animation zu realisieren. Was man mit Comics machen kann, habe ich erst an der Uni gelernt. Unser Professor, der selbst Comiczeichner ist, hat uns Sachen gezeigt, die ich nicht kannte, vor allem amerikanische Undergroundcomics.

Zum Beispiel?

AF: Art Spiegelman, Robert Crumb oder auch Chris Ware und Daniel Clowes - und natürlich Julie Doucet.

Paula Bulling: Die war auch bei mir ein Einstieg!

AF: Ja, ich glaube, sie war für viele ein Rolemodel. Julie Doucet ist eine kanadische Zeichnerin, die feministische Comics macht. Leider hat sie schon lange nicht mehr gezeichnet. Mein Professor kam auch aus dieser 1990er-Jahre-Avantgarde, in der viele neue Stile aufkamen. Dann kam Flickr, die erste Online-Plattform, auf der man als Zeichnerin Sachen hochladen und sich mit anderen vernetzen konnte. Und dann die ersten Comicfestivals. Sachen, bei denen ich dachte, cool, da will ich mitmachen. Ich wollte immer Teil dieses Comicclubs sein. Für mich war auch immer klar, dass man viel für die Community macht und nicht so sehr für den Markt.

PB: Ich habe zuerst Bildhauerei studiert und dann aus dem Nichts heraus angefangen, Comics zu zeichnen. Ich hatte weder große Vorbilder noch wirklich Ahnung davon. Ich hatte nie den Berufswunsch »Comiczeichnerin« und habe auch als Teenager kaum Comics gelesen.

Wie bist du dann zum Zeichnen gekommen?

PB: Ich fand die Verbindung von Text und Bild gut, so banal. Sie verschafft einem super viele Möglichkeiten. Man braucht keinen großen technischen Aufwand, nicht viel Geld, kein großes Studio, man hat keine schweren Dinge. Das ist super, wenn man aus der Bildhauerei kommt.

AF: Manchmal hat man nur diesen einen schäbigen Stift dabei, aber es geht trotzdem.

Ist für dich die Comicszene auch so wichtig, wie das bei Aisha anklang?

PB: Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich da unbedingt dazugehören will, weil ich diese Szene auch gar nicht so gut kannte. Ich stimme Aisha aber zu: Es ist wirklich schön in der kuriosen Welt, in der man da drin ist. Obwohl es auch sehr viel Abgrenzung untereinander gibt, gerade in größeren Szenen wie Berlin. Es ist Fluch und Segen zugleich, dass in diesem Comicgeschäft so wenig Geld steckt. Man ist sehr damit beschäftigt, das Geld zusammenzukratzen, auch die Verlage. Es gibt wenige institutionalisierte Förderstrukturen. Erst seit Neuestem ist bei Literaturstipendien auch mal eine Comiczeichnerin dabei. Die Frage ist auch, wie es sich auswirkt, wenn sich der Literaturmarkt für Comics öffnet, wie das auf die Szene zurückspiegelt und welche Positionen dann rausgegriffen werden. Was wir als Zeichnerinnen interessant finden, ist nicht unbedingt das, was die Leute aus dem literarischen Kontext interessant finden oder was sie auch verstehen.

AF: Das ist auch der Grund, warum Verlage wie Reprodukt so kämpfen, die eigentlich mit Underground angefangen haben - zum Beispiel mit »Love and Rockets« aus den USA. Reprodukt hat am Anfang auch nur ein Buch pro Jahr herausgebracht.

PB: Dann kamen neue, avantgardistische Leute wie Anke Feuchtenberger, CX Huth, Andreas Michalke, Martin tom Dieck. Das ist die Generation, die als die »Gründerväter« und die eine »Gründermutter« des deutschen Indie-Comics gilt. Es gab aber auch die Comicszene in der DDR und in der BRD in den 1970er und 1980er Jahren. Und es gab den Volksverlag mit diesem exzentrischen Verleger, der gemäß dem Mythos auch mit Fassbinder befreundet war und immer im Pelzmantel herumfuhr. Aber es gibt auch eine ganz andere Comicgeschichte, die wir gar nicht kennen, weil wir aus einem bestimmten Milieu kommen. Als ich studiert habe, gab es nur den Rückgriff auf US-amerikanische Indie-Comics oder französische Comics.

Mir kommt es so vor, dass heute viele dokumentarische und biografische Comics gemacht werden. Waren Comics früher trashiger, weil sie mehr Subkultur waren und weniger bürgerlich, also zum Beispiel nicht an der Uni angesiedelt?

PB: Wenn man davon ausgeht, dass deutsche Comics mit den Zeichnerinnen der 1990er anfangen, dann waren die Ursprünge schon experimenteller als das, was später vom Feuilleton aufgegriffen wurde.

AF: Trashiger, aber auch gezielt anti-Feuilleton, anti-etabliert, gegenüber Deutschland oder auch der Welt, und irgendwie immer auch politisch.

PB: Ich glaube, das hat viel mit dem Gewicht von Sprache zu tun. Je sprachbasierter ein Comic ist, desto mehr können Leute, die von der Literatur her kommen, etwas damit anfangen. Die Comics der 1990er sind stärker bildbasiert.

AF: Ja, und abstrakter. Die Grenzen, was ein Comic ist, verschwimmen zusehends. Bei Reprodukt kann man das gut sehen. Die waren die Vorreiter im deutschsprachigen Raum. Dann hat sich der Markt mehr geöffnet, die Anforderungen haben sich verändert, und es wurde schwieriger für sie, Herzensprojekte zu realisieren. Die verkaufen sich immer noch genauso schlecht wie früher - aber Comics mit historischen oder dokumentarischen Inhalten, auch echte Schinken, verkaufen sich besser und werden über die Feuilletons zum Aushängeschild.

Wie ist das mit französischsprachigen Comics? Der Avant Verlag zum Beispiel hat ja viel von Joann Sfar rausgebracht, der in Frankreich sehr erfolgreich ist.

PB: Beim Avant Verlag ist es so, dass das Verlagsprogramm sehr unterschiedliche Zielgruppen ansteuert. Die erfolgreichen Sparten wie zum Beispiel die Klassikerreihe subventionieren die weniger lukrativen Buchprojekte mit. Sfar ist aber hier kein Verkaufsschlager, seine Arbeit trifft nicht unbedingt den Geschmack des deutschen Feuilletonpublikums, der ist irgendwie zu strange. Ich habe von Sfar ein paar Bücher übersetzt. Er bringt unglaublich viel heraus. Manche Sachen sind grandios, manche eher lieblos. Manche versponnen. Zum Beispiel »Der große Vampir«, das kann man sehr politisch lesen, als Parabel auf Antisemitismus und Pogrome, aber es könnte auch eine Soap Opera sein.

AF: Es gibt in Deutschland diese Kluft zwischen Comicliebhaberinnen und dem breiten Publikum, von denen sich einzelne besondere Sachen raussuchen. In Frankreich ist das ganz anders, da lassen sich viel mehr Leute auf Comics ein.

Warum ist der Kreis der Comicfans in Deutschland so klein?

PB: Vielleicht weil die Sachen vielen Leuten zu versponnen sind oder die Beobachtungen zu speziell. Max Baitinger zum Beispiel sampelt so viele Situationen, die man kennt, und macht sie zu einem ganz eigenen Kosmos. Es gibt bei ihm fast keine Sprechblasen. Dadurch wird das Floskelhafte der Alltagssprache so ausgelesen. Dieser Slang wird einem dann auch so ultrapeinlich: »Er sagte, er sei busy.« Diese inneren Monologe, die er nach außen trägt wie bei »Röhner«, die sind schon genial.

AF: Ich habe auch immer Angst, dass meine Sachen zu inwendig sind, weil ich nicht sehr recherchebasiert arbeite und mich manchmal sehr ungeordnet auf dem Papier auskotze. Aber was ich wirklich zu vermeiden versuche, ist so ein »Ich, ich und ich, ich erlebe das so«. Meine Bücher spielen halt auch nie so richtig in der Realität.

Wie fängt bei dir eine neue Geschichte an?

AF: Es ist oft eine Stimmung, von der es ausgeht. Ich habe meist eine Ausgangssituation aus einer fiktiven Geschichte, und dann interessiert es mich, die Geschichte zu konstruieren. Bis zur Hälfte zeichne ich vor allem viel, ab da fange ich dann an, gezielt zu arbeiten. Bei »Shit is real« wollte ich erst mit Science-Fiction arbeiten, und es wurde dann zur Geschichte einer Figur, die es nicht schafft, sich eine Waschmaschine anzuschaffen.

Paula, du arbeitest eher dokumentarisch, oder?

PB: Teils, teils. Ich sitze gerade an einem dokumentarischen, recherchebasierten Buch. Es geht um drei muslimische Personen im Widerstand gegen die deutsche Besatzung in den 1940ern. Ich habe die Familien der Leute getroffen und bin da total eingestiegen. Aber das ist sehr viel Arbeit, die man irgendwie finanzieren muss, und man hat viel Verantwortung gegenüber den Leuten, die involviert sind. Es braucht Zeit, historische Zusammenhänge zu verstehen, in denen die Figuren handeln - es gibt einfach zu wenig unterstützende Strukturen für Zeichnerinnen, die das ermöglichen. Meine anderen Arbeiten sind sehr unterschiedlich. Ich arbeite auch an einer Liebesgeschichte, die eine Freundin geschrieben hat, sehr lustig. Dann gibt es noch eine Kurzgeschichte zu Lampedusa, die zusammen mit Anne König von Spector Books entsteht. Die Geschichte wird aus der Perspektive eines Stückchens Holz erzählt, das in einem Fischerboot verbaut ist. So konnten wir auch viele Comicmittel verwenden: Die Gegenstände sprechen halt, die Wolken. Der Character ist eine kleine Planke.

AF: Mir ist neben den Verlagssachen auch immer wichtig, Sachen zu machen, die nicht so einfach lesbar sind oder auf ein Buch hinauslaufen. Nach einem Buch kommen bei mir meist eher Krawallsachen.

PB: Ja, mir geht es auch darum, scheinbar entgegengesetzte Momente in die Geschichte reinzuholen. Das fehlt mir bei vielen Reportagecomics. Die vermitteln Informationen, aber es fehlt ihnen das Poetische.

Du benutzt viele unterschiedliche Techniken. Wonach entscheidest du, worauf du zurückgreifst, hat das viel mit der Geschichte zu tun?

PB: Ich mache eher, worauf ich Lust habe. Ich habe lange versucht, nur mit Aquarell zu arbeiten. Aber weil das unendlich langwierig ist und man immer warten muss, bis die Schichten trocken sind, habe ich angefangen, mit Buntstiften zu zeichnen und mache gerade auch viel mit Scherenschnitt. Und Risografie habe ich mir angeeignet, das ist ein Schablonendruckverfahren, ähnlich wie Siebdruck.

AF: Bei den Techniken ist viel im Umbruch. Viele arbeiten ja mittlerweile nur noch digital und auch sehr offensichtlich digital. Das ist eine neue Stilrichtung, die jetzt mit einfließt.

PB: Ja, Mathilde, mit der ich im Atelier sitze, macht gerade einen ganzen 42-Seiten-Band für einen großen französischen Verlag, innerhalb von anderthalb Monaten an einem Pad. So schafft sie es, trotz des angespannten französischen Marktes und mit zwei kleinen Kindern, davon zu leben.

Man kann in Frankreich vom Comiczeichnen leben?

PB: Noch. In Frankreich drängen gerade ganz viele neue Verlage auf den Markt, und es teilen sich viel mehr Zeichnerinnen die gleichen absoluten Verkaufszahlen. In Frankreich ist es auch deshalb nochmal anders, weil die großen Verlage wirklich groß sind und manche Leute dort richtig Geld verdienen.

Wovon lebt ihr?

AF: Ich habe eine halbe künstlerische Mitarbeiterstelle an der Kunsthochschule Kassel. Davor habe ich lange als Kellnerin gearbeitet, dann haben sich durch die Bücher andere Sachen ergeben: Lesungen, Workshops, auch mal ein Illustrationsauftrag. Ich arbeite aber fast nur für US-amerikanische Publikationen. Ich habe auch mal Sticker für eine Messenger-App in Südkorea entworfen. Davon konnte ich dann drei Monate leben! Aber diese Haltung, dass es schon immer irgendwie wird - ich weiß nicht, ob ich die jetzt fortsetzen kann mit Kind.

PB: Ich mache in erster Linie Illustrationen. Manchmal gibt es Jobs, die richtig gut bezahlt sind - oder eigentlich müsste man sagen: normal bezahlt sind -, bei denen man in zwei Monaten so viel verdient wie sonst in sechs oder acht Monaten. Hinzu kommt, dass ich lange megabillig gewohnt habe und auch ein superbiliges, dunkles Studio hatte. Aber ich frage mich schon öfter: Wie lange geht das noch, Bücher zu machen, bei denen ich finanziell nichts rausbekomme?

AF: Manchmal ist es einfach Glück. Bei »Alien«, meinem ersten Buch bei Reprodukt, das 2011 erschienen ist, war es ein guter Zeitpunkt. Da haben die Indie-Verlage gerade geschaut: Was machen denn die Frauen so? Das war auf jeden Fall Thema, dass ich eine Frau bin, die dann auch noch einen Comic mit weiblichen Figuren gemacht hat.

PB: Einen Comic wie »Land der Frühaufsteher«, in dem es um die Lebensbedingungen von Asylbewerbern in Sachsen-Anhalt geht, würde ich heute nicht mehr machen. Damals gab es viel Aufmerksamkeit dafür, es war etwas Neues und wurde dann weitergereicht. Heute würde das nur noch wenige interessieren. Der Reportagebereich steckt hier noch in den Kinderschuhen. Aber es gibt in letzter Zeit einige interessante Projekte, zum Beispiel das »Alphabet des Ankommens«. (siehe Kasten auf Seite 19) Da haben Zeichnerinnen und Autorinnen aus Deutschland, aber auch Leute, die erst kürzlich hierher gekommen sind, gemeinsam Geschichten entwickelt. Das gibt es im französischsprachigen Raum sehr viel, auch im italienischsprachigen Comic gibt es eine lange Dokumentar- und Reportagetradition. Hier entwickelt sich das jetzt erst. Dass größere Medien das aufgreifen, wird noch etwas dauern, aber irgendwann wird es kommen, weil die immer nach neuen Formaten suchen.

Es ist also gerade eine Umbruchzeit, in der Wege aus der Subkultur in etablierte Institutionen führen?

PB: Im Feuilletonteil jeder größeren Zeitung sitzt inzwischen jemand, der oder die über Comics schreibt. Es wird mehr über Comics berichtet, und es werden auch mehr Comicbücher gemacht. Aber es werden nicht mehr Bücher verkauft.

Okay, letzte, aber wichtige Frage: Welche Rolle werden Comics eines Tages in der Revolution spielen?

PB: Haha, die ak-Klatsche am Schluss! Puh. Ich denke, wie jedes Medium auch kann ein guter Comic gesellschaftliche Realitäten reflektieren und damit Leuten zur Selbsterkenntnis und damit auch zur Revolution verhelfen.

Daraus machen wir: »Wie jedes Medium kann ein guter Comic die Revolution auslösen!«

PB: Das hab ich nicht gesagt!

AF: Ich denke oft, ich mach hier nur einen Comic, der nur mir was bringt und vielleicht ein paar Leuten um mich herum. Aber ich denke auch, dadurch, dass Comic noch immer in so einer Grauzone existiert und kaum gefördert wird, hat es nach wie vor die Kraft, kritische Sichtweisen auf die Welt zu zeigen.

Macht ihr hier nicht ziemliches Understatement? Man braucht doch für jede Revolution eine neue Vorstellungskraft und das Experiment mit Bildern und Ideen.

PB: Ich bin mir nicht immer sicher, was das Verhältnis zwischen sonstiger politischer Praxis und Zeichnung ist. Mal denke ich, Zeichnen ist meine politische Praxis, weil es das ist, was ich kann. Das ist dann mein Beitrag zur Bilder- und Medienlandschaft und überhaupt zum kulturellen Reservoir. Dann habe ich wieder Zeiten, in denen es mich wahnsinnig macht, die ganze Zeit im Atelier zu sitzen. Als ich mein erstes Buch gemacht habe, habe ich versucht, nicht nur zu zeichnen, sondern auch der antirassistischen Bewegung verbunden zu bleiben, nicht nur als Autorin bzw. Chronistin. Ich habe viel Zeit im Protestcamp am Oranienplatz verbracht, aber nie darüber geschrieben oder gezeichnet, weil ich das unangebracht fand. Ansonsten denke ich, selbst zu publizieren und herauszugeben und andere Leute dazu motivieren, zu zeichnen und zu veröffentlichen - das sind unabhängige Formen von Informationsherstellung und kleine Gegenöffentlichkeiten.

AF: Ich denke, es ist wichtig, Bilder gegen Rechts zu entwerfen. Wenn du dir zum Beispiel Pepe the Frog anguckst, diese Figur von Matt Furie, die die Alt-Right als Meme vereinnahmt hat - das ist ja eigentlich ein Aufruf, dass wir als Zeichnerinnen Bildmaterial finden müssen, das dagegen wirkt. Auf jeden Fall findet gerade von rechter Seite eine visuelle Revolution statt, dem muss man schon dagegenhalten und Gegenbilder schaffen, den Krieg der Bilder aufnehmen.

Das finde ich interessant, dass du Bilderproduktion eher als eine antifaschistische Aufgabe beschreibst.

AF: Weil sich die Rechte mittlerweile an einer hippen Bildgestaltung bedient. Es ist ja eh so, dass sich Populärkultur aus der Subkultur nährt, und wenn wir diejenigen sind, die neue Strömungen mit vorantreiben oder kreieren, dann müssen wir versuchen, da gegenzusteuern. Dass die Alt-Right Pepe gekapert hat, ist doch Scheiße für den Erschaffer dieser Figur! Was ich dagegen eine gute Entwicklung finde, ist, dass viele Leute sehr viel bewusster Geschichten machen und sich fragen: Habe ich Protagonistinnen, wie stelle ich Minderheiten dar etc. Solche Sachen sind viel stärker verinnerlicht als früher. Das finde ich schon sehr gut, weil man in dieser Comicblase auch sehr gemütlich auf seinen Sachen hocken kann, ohne groß nachzudenken. Ich muss halt trotzdem aufpassen, denn ich habe viel mehr mit Leuten zu tun, die sich in dem Milieu bewegen, das sich als irgendwie links oder mindestens kritisch bezeichnet. Aber gerade in diesem Milieu denken viele, man habe ganz viele gesellschaftliche Probleme schon längst hinter sich gelassen und Frauen seien doch schon gleichgestellt. Das sind dann Leute, die sowas sagen wie »Ich sehe keine Hautfarben«.