Macht, Leben, Widerstand. Fantômas 2.
Mit der zweiten Ausgabe des magazins für linke debatte und praxis begibt sich Fantômas ins Dickicht der Diskurse um Biopolitik und Biomacht. Thematisch bleibt das Heft dicht am Leben dran, indem es die Mächte denunziert, unter deren Zugriff das Lebendige zum Objekt von Herrschaft und Ausbeutung wird. Sichtbar werden diese Mächte nur im Widerstand - in rebellischer Praxis und Theorie. Zu rebellieren und zu denken wagen! war das Thema unserer ersten Ausgabe. Darin schrieben unsere AutorInnen von der eigenen gelebten Erfahrung und gewannen so aus Bewegung Theorie: Reflexionen auf das Beginnen-Können, das Abbrechen-Müssen und das Wagnis des Neuanfangs in politischer Aktion, die der persönlich gehaltenen Äußerung den Vorrang gaben. Diesmal will Fantômas Theorie in Bewegung setzen - das schreibt sich anders, und das liest sich anders. Zusammengenommen umgrenzen beide Hefte den Spielraum der Schreib-, Lese- und Lebensweisen, den eine Zeitschrift braucht, die zugleich Theorie- und Bewegungsorgan sein will.
Was Macht, Leben, Widerstand miteinander zu tun haben und warum man sie nur zusammen in den Blick nehmen kann, wird gleich auf den nächsten Seiten umrissen: Biopolitik in Fantômas. Vorab deshalb nur so viel: Wir glauben, dass einiges dran ist an der These, nach der Kapitalismus heute als biopolitische Produktionsweise untersucht und bekämpft werden muss, d.h. als eine Produktionsweise, die das ganze Leben einschließt und auf das ganze Leben zielt. Stimmt das, dann wird das Lebendige bis in seine intimste Alltäglichkeit hinein von Strategien der Macht und der Gegen-Macht, des Widerstands also, durchzogen.
Um dem nachzugehen, muss die Theorie bis an die Ränder der gelebten Erfahrung gehen, zum nackten Leben. Da zeigt sich, wie die Macht über das Leben jederzeit zur Macht werden kann, die einzelne Körper ebenso wie ganze Bevölkerungen zerlegt, zerschneidet, ihres Lebens beraubt und in den Tod stößt. Darüber schreiben und sprechen Stefanie Graefe, Erika Feyerabend und Anne Jung. Der Beitrag der antirassistischen Gruppe Kanak Attak setzt der Macht, die Leben in den Tod stoßen kann, einen Widerstand entgegen, der das Recht behauptet, überall dort Rechte zu haben, wo man leben will.
Wie die Macht Leben produktiv macht und ob und wie sich das Leben den Biopolitischen Produktionen verweigert, widersetzt und entzieht, um sich von seiner Verwertung frei zu machen, darüber schreiben Thomas Atzert, Dirk Hauer und Susanne Schultz. Wie andere AutorInnen dieses Heftes beziehen sie dabei Stellung zu dem Buch, das dem Begriff und der Sache Biomacht in jüngster Zeit zu Prominenz verholfen hat: Michael Hardts und Toni Negris Empire.
Üm die Thesen und Fragestellungen dieses Buchs und vom Widerstand des Lebens gegen die Biomacht geht es auch Sandro Mezzadra, Thomas Seibert und Paolo Virno. Sie liefern Beiträge zu einer Theorie und Praxis der Multitude als der Menge des Lebendigen und Vielheit des Lebens, die sich letztlich keinem Subjekt fügt, doch Subjektivität freisetzt.
Im Archiv erinnern wir an biopolitische Revolten in der Kunst, im Feminismus und in der Theorie. Herkunft und Bedeutung der theoretischen und politischen Begriffe rund um Macht, Leben und Widerstand können jederzeit im Glossar nachgeschlagen, im Rätselraten ums Empire können sogar Punkte gemacht werden. Dazu lädt euch ein
die Redaktion Fantômas.