Glossar: Who is who and what is what in Sachen Biopolitik?
Agamben, Giorgio lehrt Philosophie in Verona. Herausgeber der italienischen Ausgabe der Werke Walter Benjamins. Studierte u.a. bei Martin Heidegger. Auf deutsch erschienen zuletzt Mittel ohne Zweck (2001) und Homo Sacer (2002). Darin greift A. Foucaults Konzept von Biopolitik auf und will es dorthin führen, wohin F. nach Meinung von A. hätte gelangen müssen: zu einer Totalitarismus-Analyse aus der Perspektive von Biopolitik, die den Holocaust systematisch einbezieht. In Auseinandersetzung mit der Souveränitätstheorie Carl Schmitts entwickelt A. ein Konzept des "Ausnahmezustandes", der in modernen (Rechts-)Staaten implizit zur Regel wird und mit der Figur des Homo Sacer korrespondiert.
Butler, Judith lehrt vergleichende Literaturwissenschaft und Rhetorik in Berkeley, Kalifornien. Gilt als akademischer Superstar der 90er; von einigen verehrt, von anderen gehasst, von vielen nicht verstanden. Ihr einflussreichstes Buch Gender Trouble (1990) demontierte den Mythos von der großen feministischen Familie ebenso wie den Glauben an die Natürlichkeit von Zweigeschlechtlichkeit und Heterosexualität. Entwickelt ihre Analysen von Geschlecht, Identität und Macht u.a. in Auseinandersetzung mit den Schriften Foucaults. Ziel ihrer neueren Veröffentlichungen Hass spricht (1997) und Psyche der Macht (2001) ist der Entwurf einer Theorie sprachlicher Handlungsmacht, den sie u.a. ausgehend von dem Subjekt- und Ideologiekonzept Louis Althussers entwickelt.
Cyborg ist ein "ironischer, politischer Mythos", den die feministische Wissenschaftlerin Donna Haraway erzählt; ein Mythos, der hegemoniale Subjektentwürfe parodisiert und ironisiert. Eine C. ist ein Hybrid aus Maschine und Organismus; sie hat keine Identität, ist an "natürlicher" Fortpflanzung nicht interessiert, dafür umso mehr an Technoscience. Sie ist Geschöpf einer "Post-Gender-Welt" und bewegt sich auf einem Feld von Biopolitik, von dem, wie Haraway sagt, Foucault nur träumen konnte. C.s ignorieren Spaltungen von Natur/Kultur, Technik/Leben, Produktion/Reproduktion, Mensch/Maschine, Mann/Frau etc., ohne ein stabiles Alternativmodell zu bieten. Zwar stammen sie von Militarismus, patriarchalem Kapitalismus und Staatssozialismus ab, glücklicherweise aber interessieren sie Väter und Abstammung nicht. C.s halten nichts von totalisierenden Theorien und praktizieren eine anti-wissenschaftliche Metaphysik, die die Dämonisierung der Technologie zurückweist und statt dessen Verantwortung übernimmt für die sozialen Beziehungen, die durch gesellschaftliche Technologieverhältnisse strukturiert werden.
Deleuze, Gilles/Guattari, Félix machten mit dem Buch Anti-Ödipus. Kapitalismus und Schizophrenie I Anfang der 70er Jahre Furore. Guattari war Schüler des bekannten Psychoanalytikers Lacan und arbeitete in einer Klinik. Deleuze lehrte Philosophie an der Universität Paris-Vicennes. An dem Buch scheiden sich bis heute die Geister. Der Nachfolgeband Tausend Plateaus ist neben dem Kapital von Marx für das Verständnis von Empire entscheidend. Beide sind Vertreter einer nietzscheanischen Linken, die gegen die festgefahrenen Glaubenssätze der Traditionslinken und deren Hegelianismus rebellieren. Ihnen geht es nicht darum, einen kanonisierbaren Sinngehalt herauszuarbeiten, sondern darum, neue Perspektiven zu eröffnen, indem sie das Verdrängte und Ambivalente eines jeden Textes betonen. Stellen jede Art von fester Grenze in Frage. Wichtige Begriffe sind: Dezentrierung, Dekodierung und Deterritorialisierung. Diese "De-s" schließen aber immer auch neue "Re-s" mit ein.
Disziplin ist nach Foucault eine Machttechnologie, die im 18. Jahrhundert aufkommt. Sie nimmt den individuellen Körper ins Visier und steuert seine Wahrnehmung, sein Verhalten und seine Gewohnheiten. Ihr Ziel ist die optimale Abrichtung und zugleich optimale Kontrolle, wobei sie auf unmittelbaren physischen Zwang und Unterwerfung verzichten kann. Optimal umgesetzt wurde das Disziplinarprinzip in dem von Jeremy Bentham 1787 konzipierten Panoptikum: ein Gefängnis, bestehend aus einem ringförmigen äußeren Gebäude, das um einen Turm herumgebaut ist. In dem äußeren Ring befinden sich Einzelzellen, die vom Turm aus vollständig einsehbar sind. Die Gefangenen sind deshalb ständig sichtbar, können aber weder ihre Wächter noch ihre Mitgefangenen sehen. Damit wird die dauernde Fremdkontrolle im Prinzip überflüssig, weil die Gefangenen die Überwachung an sich selbst ausüben. Das panoptische Prinzip kommt auch in anderen Disziplinarinstitutionen wie Schulen, Fabriken, Krankenhäusern etc. zum Einsatz. Nach Ansicht z.B. von Deleuze hat die Kontrollgesellschaft inzwischen die Disziplinargesellschaft abgelöst. Foucault entwickelt das Konzept der D. v.a. in Überwachen und Strafen (1975).
Exodus ist in der Bibel der Name für den Auszug der Juden aus Ägypten. Im italienischen (Post-)operaismus bezeichnet der E. eine Strategie der Subversion, die nicht auf direkte Konfrontation und Übernahme der Macht, sondern auf Verweigerung und Fahnenflucht setzt. Entscheidend ist dabei allerdings das konstruktiv-experimentelle Moment des E., das aus der Fluchtbewegung einen aktiven Rückzug macht, in dem Alternativen erprobt werden, die zu leben sich lohnt. So realisiert sich der E. aus der bürgerlichen Familie in qualitativ neuen sozialen Beziehungen und der E. aus der Fabrikarbeit in organisierten Formen der Arbeitsverweigerung, die zugleich neue Reproduktionsmöglichkeiten eröffnen (Jobbernetze, proletarische Einkäufe etc.). Wie bei allem, was man im Klassenkampf und den Sozialrevolten unternimmt, begibt man sich auch im E. in die Gefahr, von der herrschenden Ordnung eingeholt zu werden. Nach dem Mai 68 war auf den Hauswänden von Paris die Inschrift zu lesen: Lauf schneller, Genosse, die alte Welt ist hinter dir her!
Foucault, Michel erhielt 1970 den Lehrstuhl für Geschichte der Denksysteme am Collège de France. Seine "genealogischen" Studien befassen sich z.B. mit der Geschichte des Wahnsinns, der "Geburt der Klink", der Entwicklung des Gefängnisses und schließlich der Biomacht. F. entwickelt seine Analytik der Biomacht vor allem in Der Wille zum Wissen (1976) und in seinen Vorlesungen am Collège de France von 1975-1976, die seit 2001 vollständig auf deutsch vorliegen (In Verteidigung der Gesellschaft). In beiden Schriften bricht F. mit dem Modell einer bloß "negativen" (Staats-)Macht, die in Kategorien von Ausschluss und Verbot funktioniert. Er entwickelt statt dessen ein Modell dezentraler und produktiver Machtbeziehungen, die mit Normalisierungspraktiken arbeiten. Erst in jüngerer Zeit wird der von F. im Anschluss an die Arbeiten zur Biomacht entwickelte Begriff einer neoliberalen "Gouvernementalität" aufgegriffen. F.s Arbeiten sind bis heute nicht nur in Bezug auf Biopolitik für poststrukturalistische Macht- und Subjekttheorien wichtiger Referenzpunkt.
General Intellect ist ein zentraler Begriff des Postoperaismus, der einer eher beiläufigen und doch weitreichenden Notiz von Karl Marx entstammt. Der schreibt im Kapitel Fixes Kapital und Entwicklung der Produktivkräfte seiner Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie: "Die Natur baut keine Maschinen, Lokomotiven, Eisenbahnen, electric telegraphs, selfacting mules etc. Sie sind Produkte der menschlichen Industrie; natürliches Material, verwandelt in Organe des menschlichen Willens über die Natur oder seiner Betätigung in der Natur. Sie sind von der menschlichen Hand geschaffne Organe des menschlichen Hirns; vergegenständlichte Wissenskraft. Die Entwicklung des capital fixe zeigt an, bis zu welchem Grade das allgemeine gesellschaftliche Wissen, knowledge, zur unmittelbaren Produktivkraft geworden ist und daher die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle des general intellect gekommen und ihm gemäß umgeschaffen worden sind. Bis zu welchem Grade die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis; des realen Lebensprozesses" (MEW 42, S. 602). Die Operaisten verlegen den Brennpunkt ihrer Aufmerksamkeit allerdings von Maschinerie und Maschinensystem auf die zu ihrem Betrieb notwendige soziale Kooperation und Kommunikation. Deshalb genau bezeichnen sie die gegenwärtige kapitalistische Produktionsweise als biopolitisch.
Homo Sacer, eine Figur des Römischen Rechtes, verkörpert in Agambens gleichnamigem Buch eine ebenso paradoxe wie grundlegende Struktur. H. ist nach römischem Gesetz eine Person, die zugleich heilig und vogelfrei ist. Er wird heilig gesprochen, aber er darf getötet werden, ohne dass sich der Mörder des Mordes schuldig machen würde: H. ist vogelfrei. In ähnlicher Weise verfährt nach A. moderne Biopolitik mit dem Leben: Sie spaltet vom politischen, kulturellen und sozialen Leben Bereiche des "bloßen Lebens" ab, in denen das Recht im Ausnahmezustand, d.h. außer Kraft gesetzt und das Leben dem Tod ausgesetzt ist. Diese Logik strukturiert nach A. sowohl totalitäre wie demokratische Staaten; gleichwohl ist sie am extremsten umgesetzt in den nationalsozialistischen Vernichtungslagern. Aber auch staatenlose Flüchtlinge, die auf kein Staatsbürgerrecht zurückgreifen können, verkörpern für A. einen "modernen H."
Immaterielle Arbeit ist im Empire die dominierende Form der Arbeit, die die gesellschaftliche Arbeit in ihrer Gesamtheit bestimmt. Die rasante Entwicklung der Globalisierung hat zu Veränderungen der vorherrschenden Produktionsprozesse geführt. Die industrielle Arbeit hat an Bedeutung verloren. Stattdessen sind kommunikative, kooperative und affektive Arbeiten in den Vordergrund gerückt.
Kontrollgesellschaft bezeichnet die Herrschaftsform des Empire. Nach Deleuze und H/N ist die K. eine qualitative neue Form von Herrschaft. Diese erfolgt nicht mehr wie in der Disziplinargesellschaft über Milieus und Institutionen der Einschließung wie der Fabrik, der Familie, Schule, Gewerkschaften oder dem Gefängnis. Die K. zielt nicht darauf, die Menschen zu homogenisieren, sondern sie zielt auf die Bewegungen produktiver und kooperativer Subjektivitäten. Konflikte werden nicht mehr integriert, sondern Herrschaft setzt sich mittels Kontrolle der Differenzen durch. Die Disziplinarmechanismen der K. wirken nicht mehr von außen auf die Individuen, sondern werden von diesen verinnerlicht. Die Herrschaft der K. ist "demokratisiert".
Massenintellektualität meint das kollektive Wissen der ProduzentInnen der immateriellen Arbeit und die Prozesse der sozialen Kooperation, in denen es ausgetauscht wird. Im Unterschied zur auf die geschlossenen Kreise professioneller Intellektueller beschränkten "Bildung" zirkuliert sie in den informatisierten Gesellschaften der Postmoderne in immer breiteren sozialen Milieus. Der Fortschritt der M. bestätigt dergestalt die These Antonio Gramscis, nach der alle Menschen Intellektuelle sind, ohne den besonderen Beruf des Intellektuellen auszuüben. Allerdings hat das Kapital von Gramsci gelernt und die M. zur Grundlage der ständigen Revolutionierung aller Produktionsverhältnisse gemacht. Die zur Arbeit verdonnerten Massenintellektuellen können sich ihrer Ausbeutung deshalb nur in dem Exodus entziehen, der sie durch das Empire ins Gegen-Empire führt. Da das Empire überall ist, öffnen sich an jedem Ort und zu jeder Zeit Passagen ins Gegen-Empire. Sich darin immer besser auszukennen heißt, von seiner M. einen subversiven Gebrauch zu machen.
Multitude wird in der deutschen Übersetzung von Empire als "Menge" bezeichnet. Einer der schillerndsten Begriffe im Buch von H/N. Geht ursprünglich zurück auf die Philosophie Spinozas. Die M. ist eine Vielfalt, ein Feld von Singularitäten, ein offenes Beziehungsgeflecht, das nicht homogen oder mit sich identisch ist. Insofern unterscheidet sich der Begriff der M. grundlegend vom Begriff des Volkes. Das Volk ist eine Einheit mit einem Willen. Deshalb ist das Volk im Gegensatz zur Menge auch zu einer Handlung fähig. Die Menge ist somit nicht das neue revolutionäre Subjekt, das der Herrschaft des Empire gegenübersteht. Sondern es ist Teil des Empire und seines vollkommenen Immanenzfeldes. Im Begehren der Menge, in seiner Produktivität und Kreativität liegt das Potenzial der Veränderung - im Positiven wie Negativen, auch wenn letzteres bei Negri/Hardt vernachlässigt wird.
Negri, Toni/Hardt, Michael sind die Autoren von Empire: Toni Negri war in den 70er Jahren führendes Mitglied der militanten Organisation Potere Operaio. Wegen "bewaffneten Aufstands gegen den Staat" wurde er zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Er lebte 14 Jahre in Frankreich im Exil und war dort Hochschullehrer an der Universität Paris VIII. 1997 ging er freiwillig nach Italien zurück, wurde erneut inhaftiert und ist derzeit Freigänger im römischen Gefängnis Rebibbia. Zuletzt erschienen von ihm 1998 Umherschweifende Produzenten (zusammen mit Maurizio Lazzarato und Paolo Virno) und Die Arbeit des Dionysos (1997) zusammen mit Michael Hardt. Hardt ist einer der führenden poststrukturalistischen Literaturwissenschaftler in den USA. Setzte sich intensiv mit der Geschichte der linksradikalen Bewegungen in Italien auseinander. Zusammen mit Paolo Virno gab er 1996 The radical thought in Italy heraus.
Postmoderne "lässt sich" - nach Auffassung von Pieke Biermann in der Zeitschrift Die schwarze Botin vom Dezember 1985 (s. Archiv S.58) - "durch ein einfaches Experiment unmittelbar erfahren: Warten Sie einen Zeitpunkt ab, an dem Sie dringend drei verschiedene Freundinnen erreichen müssen, dann rufen Sie sie nacheinander an. Wenn Sie bei allen dreien mit dem jeweiligen Anrufbeantworter verhandeln müssen, dann wissen Sie, was P. bedeutet."
(Post-)Operaismus: Der Operaismo, die "Arbeiterwissenschaft", entstand in den frühen 60er Jahren als oppositionelle Strömung im italienischen Marxismus. Die Neuerung des O. lag in der Fassung des Verhältnisses von Kapital und Proletariat. Weil die OperaistInnen Mario Tronti, Toni Negri, Paolo Virno, Silvia Federici u.a. - davon ausgehen, dass die Formen des Kapitalismus nicht auf ökonomische Gesetze, sondern allein auf den Klassenkampf zurückgehen, zielt die "Arbeiterwissenschaft" auf eine situative, in "militanter Untersuchung" zu gewinnende Bestimmung der subjektiven Zusammensetzung eines pluralen Proletariats, heute der Multitude. Aus der jeweils dominierenden Form der Arbeitskraft - heute der immateriellen Arbeit - werden dann Strategie und Taktik des Klassenkampfs bestimmt. Die Vorsilbe "Post-" verweist auf den Übergang zum Postfordismus und zugleich auf die freundschaftlichen Beziehungen der O. zu poststrukturalistischen Autoren wie Deleuze/Guattari u.a.
(Post-)Strukturalismus: Steht zum Strukturalismus in einem ähnlichen Verhältnis wie der Postoperaismus zum Operaismus. Zentrale Methode (post-)strukturalen Denkens ist der Verzicht auf ein strukturierendes "Zentrum" des jeweils untersuchten Gegenstands, der als dezentrierte - eben! - "Struktur" seiner Elemente gedacht wird (Rhizom!). Wollte der S. strenge Wissenschaft sein, geht es dem P. eher um Wissenschaftskritik, also um Politik. Ansonsten ein modischer Sammelbegriff durchaus eigensinniger AutorInnen, die in Deutschland einen eher zwielichtigen Ruf genießen.
Rhizom: Zentraler Begriff bei Deleuze/Guattari; gleichzeitig das Einleitungskapitel zu Tausend Plateaus. Als R. oder Wurzelstock bezeichnet man in der Botanik den dicht unter der Oberfläche wachsenden Erdspross mancher Pflanzen. Das R. hat kein Anfang und Ende, alle Teile sind miteinander verbunden. R. ist eine Metapher, das sich gegen das Ursprungsdenken richtet, bei dem sich alles aus einem Grund oder Prinzip entfaltet. Eine typische Form des Ursprungsdenken ist der Hegelianismus, in dessen Geschichtsmetaphysik die Geschichte von einem Anfang zu einem Ende voranschreitet. Differenzen und Vielheiten sind nur Abweichungen vom Einen, die letztendlich wieder "aufgehoben" werden müssen. Dagegen betont das r.-atische Denken die unhintergehbare Vielheit allen Seins. Das R. ist anarchisch.
Sex ist bei Foucault und Butler ein zentraler Begriff, wenn auch in unterschiedlicher Weise. Dies zeigt sich in den Übersetzungen: Spricht Butler von sex, wird es im Deutschen mit "Geschlecht" übersetzt, während Foucaults le sexe in der Regel mit dem deutschen S. übersetzt wird, was wiederum missverständlich ist, weil im deutschen Wort S. das Geschlecht als "Naturtatsache" (anders als beim englischen sex) nicht enthalten ist. Wie dem auch sei: S. ist für Biopolitik ein zentraler Begriff, und sowohl Foucault als auch Butler denken S. als grundlegenden Modus von Macht und Subjektivierung. Während Foucaults sexuelle Subjekte dabei meist eher geschlechtsneutral bleiben, interessiert Butler vor allem die Produktion von "Heteronormativität", also die verkörperte Überzeugung, dass Individuen als zwei und nur als zwei biologische Geschlechter denkbar sind, deren Begehren auf das jeweils andere Geschlecht gerichtet sein muss.